Gretsch G9500 Jim Dandy Frontier Stain

Sofern man sich für diese Gitarre interessiert, sollte man seine gängigen Erwartungen an eine Akustikgitarre erstmal hinten anstellen. Auch der verbreiteten Annahme, die Gretsch Jim Dandy sei eine tolle Blues - Gitarre, würde ich so erstmal so nicht zustimmen.

Aber von vorne: bestellt, geliefert, ausgepackt und... es stellt sich erstmal Ernüchterung ein. Die Saitenlage war eine Katastrophe, nahezu unspielbar. Also erstmal an den Halsspannstab ran und direkt schon vor Augen gehabt, dass man den Steg runterfeilen muss.

Das erste Anspielen, fiel dann genau so ernüchternd aus: dünner Sound, klingelnde Höhen, unrund, grässlich. Erstmal die Saiten gewechselt auf eine Satz 011er, die für diese Modelle empfohlen werden, Halsspannstab noch mal etwas justiert und erstmal ein paar Tage ruhen lassen.

Das erneute spielen brachte dann völlig andere Ergebnisse. Der Sound war nun punchy, hatte eine wunderbare holzige Mahagonie-artige Note, ein klein wenig mehr Wärme und die klingelnden Höhen waren verschwunden. Bespielbarkeit nun ebenfalls hervorragend.

Klanglich erinnert sie mich jetzt an eine Martin 0-17 oder Guild M-20. Natürlich nicht auf dem Niveau einer vollmassiven Gitarre, aber dennoch attraktiv. Hier lässt sich auch das primäre Einsatzgebiet finden. Ideal für Country & ja tatsächlich Western, Folk, Bluegrass in kleiner Besetzung und geringer Lautstärke, Cowboy Songs und generell amerikanischer old-time-music.

Jetzt die Frage nach dem Blues. Für mich fehlt hier beim Fingerstyle Blues der Punch. Es klingt gefällig für sich alleine auf der Couch, aber es fehlt, durch die laminierten Hölzer, doch etwas die Power, wenn man die Gitarre ohne Plektrum spielt. Dies ändert sich ein Stück, wenn man mit einem mind. 1,5mm dicken Plek spielt. Hier bekommt die Gitarre dann den entsprechenden Punch, Wärme und etwas mehr Volumen.

Die Gitarre ist für mich daher eher geeignet für Plek- Spieler, sofern sie die Gitarre nicht nur auf der Couch spielen wollen. Als Slide Gitarre ist sie auch zu gebrauchen und mit Pickup ist sicherlich auch nochmal aufzuwerten. Die 011er Saiten sind für mich auch nicht ideal, hier werde ich beim nächsten Wechsel wieder 012er drauf ziehen. Die Verarbeitung ist ansonsten makellos.

Für alle, die ein ungewöhnliches Instrument mit unwiderstehlichem old-time Charme und ensprechender stilisitsicher Ausrichtung suchen,

Die Jim Dandy ist schön anzuschauen, großartig verarbeitet und kam gut eingestellt an. Die Intonation ist fast perfekt. Der Sound ist natürlich sehr speziell und boxy und hat natürlich nicht das klangliche Spektrum, Volumen und Lautstärke einer größeren Bauform mit massiver Decke. Mehr LoFi als HiFi, aber das mit Charakter und im positiven Sinne. Es gibt vielseitiger A-Gitarren, wer aber Retroblues, alte Country und Rockabilly Musik mag findet hier passende Klänge. Übrigens klingt sie anders als die Sunburst Version, etwas mittiger und wärmer. Die Sunburst Version hat dafür mehr Höhen und ist auch etwas lauter. Liegt wohl an den Hölzern, hier Sapele und bei der Sunburst Basswood. Klanglich gefallen mir beide. Auch optisch unterscheiden sie sich nicht nur in der Farbe, diese Version hat ein Binding am Hals, die Sunburst nicht. Der Kunststoff an Nut und Bridge ist auch unterschiedlich.