Harley Benton Custom Line CLJ-412E 3SB

2019 gingen ZWEI Harley Benton Custom Line CLD-41S WN an Thomann zurück (die 1. wegen zweier Dellen, die Austauschgitarre auf Grund eines 17 cm langen Risses im Korpus!). Ich war also erst einmal bedient und eher skeptisch...
Andererseits hatte ich früher (2017) schon einmal eine 12-saitige Harley Benton, die Custom Line CLD-10SCE-12BKS. Mit letzterer war ich im Großen und Ganzen leidlich zufrieden, angesichts des Preises allemal. Hab' sie dann aber weiterverkauft. War dann doch nicht so mein Ding...

Und jetzt trotz allem noch einmal 'ne 12-saitige HB... die Custom Line CLJ-412E 3SB. Auf Grund eines ausgesprochen wohlwollenden und positiven Videos auf YouTube. Ein neuer Versuch...

Optisch ein rundum schönes Instrument und, was soll ich sagen, keinerlei für mich sichtbare Mängel. Es ist eine Freude, sie anzusehen. Und nicht minder, sie "in den Arm" zu nehmen.

Das Stimmen einer 12-saitigen ist ein Thema für sich... und auch die Custom Line CLJ-412E 3SB schreibt keine neuen Kapitel in punkto Stimmstabilität. Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen (speziell dieser Tage in Juni 2021) quittiert sie mit Misstönen. Aber sie ist in Anbetracht des moderaten und ausgesprochen fairen Preises ein klasse Instrument, dass ich durchaus weiterempfehlen kann.

Man sollte sie sanft und mit Gefühl spielen, sonst schnarrt sie recht bald. Die Saitenlage ist recht tief. Und spielt man sie mit Capo... na ja, das Kyser Quick Change Capo KG12B kriegt sie weitestgehend in den Griff. Meine Thalia-Capos haben leider allesamt versagt.

Man fühlt sich wohl auf und mit ihr ... alles passt, sie klingt recht gut, sie macht Spaß. Auch Bareé-Griffe, übrigens.

Würde ich sie einem Freund weiterempfehlen? Ein klares 'ja' ... sofern dieser weiß, auf was er sich bei einer 12-saitigen einlässt.

Die 1000 Euro-Takamine eines Bekannten ist, ehrlich, nicht spür- und hörbar besser.

Ich spreche hier über das in Sunburst-Optik beschichtete Modell, vermute aber, dass sich das adäquat auf die NT-Variante übertragen lässt, da ich bereits das 2. Exemplar mit haargenau demselben Mangel in den Händen halte.
Zunächst zum Positiven: Der Klang ist aus meiner Sicht für diesen Preis absolut in Ordnung und rein optisch waren beide Instrumente rundum ohne erkennbare Makel; eben richtige Schmuckstücke. Ich war überrascht, als ich bei meinem Austausch-Exemplar feststellen musste, dass das Schallloch zusätzlich noch mit Schutzfolie überklebt war, was bei der ersten Gitarre nicht der Fall war.
Nun zum weniger Schönen: Das erste Instrument ging zurück, weil die Saitenlage auf Höhe des 12. Bundes furchterregende 5 Millimeter überschritt - auf gut deutsch, da hätte man eine Sau drunter durchjagen können. Das - sicherlich zusammen mit einem suboptimal gekerbten Halssteg - führte dazu, dass Barreés über alle Lagen weg praktisch nur unter Zuhilfenahme einer Schraubzwinge sauber zu greifen waren.
Das Austauschexpemlar hatte zumindest den Charme, dass der Halssteg deutlich besser gefeilt war, so dass sich Barreés zumindest in den tieferen Lagen ansatzweise vernünftig greifen ließen. Allerdings erreichte auch hier (identisch zum ersten Instrument) die Saitenhöhe am zwölften Bund erschreckende 5 Millimeter. Damit lässt sich bei aller Liebe kaum noch Bundreinheit gewährleisten.
Das erste Mittel bei zu hoher Saitenlage ist ja üblicherweise die Prüfung der Halskrümmung. Der prüfende Blick sowie auch das Auflegen eines Lineals ergaben, dass der Hals bei gestimmten Saiten bei beiden Exemplaren schnurgerade war. Hier ließ sich also nichts machen. Die nächste Selbsthilfe-Maßnahme in solchen Fällen ist die Höhenreduktion des Stegsattels durch kontrolliertes Abschleifen, wenn man die Saiten in den höheren Lagen näher ans Griffbrett bekommen möchte.
Dies war allerdings bei beiden von mir geprüften Instrumenten keine Option, da die Stegeinlagen im Auslieferzustand an der engsten Stelle gerade mal 1,5 Millimeter über den Steg hinausragten. Damit lassen sich die 4 Millimeter nicht kompensieren, die es mindestens abzuschleifen gälte, weil die Stegeinlage dann bereits bei den D-, G- und h-Saiten komplett im Steg verschwunden wäre und die Saiten somit auf dem Steg auflägen und scheppern würden.
Man kann nun rätseln, ob das grundsätzliche Problem an einem falsch eingestellten Neigungswinkel des Halses zum Korpus liegt oder durch die Auswahl eines zu hohen Steges entstand. Egal, was es auch ist, es ist anscheinend ein prinzipieller Mangel dieses Modells. (Oder aber ich habe zwei Exemplare erwischt, bei denen derselbe Fehler in nahezu identischer Form und Größe auftrat.) Ist ja letztendlich auch egal. Fakt ist, bei jeder Westerngitarre sollte das Lineal in der Verlängerung des geraden Halses AUF dem Steg aufliegen, am besten noch mit 1 - 2 Millimetern Luft zum Steg, statt dass - wie bei den beiden von mir begutachteten Exemplaren - das Lineal ca. 2 Millimeter unterhalb der Oberkante des Steges gegen diesen stößt.
Man steht also vor der Wahl, entweder den Steg gegen einen dünneren austauschen zu lassen, einen Gitarrenbauer einen kompletten Halsreset durchführen zu lassen (beides invasive, kostenintensive Optionen) oder sich schweren Herzens für eine Moneyback-Rückgabe dieses Schmuckstücks zu entscheiden, wenn man es denn für mehr als nur fürs an die Wand hängen haben möchte, denn nach dem zweiten Instrument habe ich die Hoffnung aufgegeben, dass da genügend Serienstreuung vorhanden ist, vielleicht durch Austausch ein vernünftig bespielbares Instrument ohne Tonalitätsprobleme in die Hände zu bekommen. Ich werde mich somit im höherpreisigen Bereich umschauen müssen. Schade, bisher hatte ich mit meinen Harley Bentons mehr Glück gehabt.

Sehr lange stand für mich die Frage im Raum ob ich als Hobbyspieler eine 12 saitige Gitarre überhaupt mal in die Hand nehmen sollte ob ich dieses überhaupt bändigen kann. Ich hatte quasi Angst vor der 12 Saiter. Auch war natürlich der preisliche Aspekt vorhanden - 12 Saiter kosten ja normalerweise ein kleines Vermögen und nur mal wegen des Ausprobierens investieren, naja.

Allerdings entdeckte ich während unserer aller Corona bedingten Mehr-Freizeit-Phase und daraus resultierenden Mehr-Zeit für exzessive Gitarrensessions diese Custom Line CLJ-412E 3SB hier auf Thomann. Mit dem passenden Vintage Style. Also gemäß "No risk no fun" direkt am Donnerstag Abends bestellt - Lieferung war am Dienstag Vormittag in der darauffolgenden Woche am Vormittag per österr. Post.

Gut verpackt im übergroßen Überkarton, viel Luftpolster und dem eigentlichen Gitarrenkarton und zusätzlicher Folie in welchem sich die Gitarre befand.
Gitarre war Erstbestückt mit Daddario EJ38 Saiten welche ich bis heute gelassen habe.

Die Gitarre ist erstaunlich gut gebaut, ich konnte keine Produktionsfehler feststellen. Stege und Bünde sind gut abgeschliffen und weisen keine scharfe Kanten auf. Finish mit Klarlack ist auch 1 A

Bespielbarkeit auch für mich sehr gut, kein Schnarren, Alle Bünde lassen sich sauber spielen.
Die Saiten - es sind noch die Ab-Werk Saiten darauf - verstimmen fast nicht. Fingerpicking ist auch ohne weiteres möglich, hätte ich bei einer 12 Saiter nicht gedacht.

Die Breite des Halses 48 mm ist auch für mich recht angenehm um die Akkorde gut und sauber greifen zu können.

Der eingebaute Fishman Presys II tut zuverlässig seinen Dienst, On-Board Stimmgerät ist auch recht gut. Benutze allerdings die Gitarre eher als reine Akkustikgitarre und eher weniger an einem Verstärker. Gerade mal zum testen ob es funktioniert - dies tut es.

Der Korpus der Jumbo spielt natürlich seine großen Vorteil aus und lässt die Bässe noch voluminöser erklingen. Dazu noch die silbrige Klang einer 12 saitigen Gitarre - ein Traum. Auch gegen weitere etwas lautere Musikinstrumente wie dem Cajon oder Klavier kann sich die Gitarre auch ohne Verstärker gut durchsetzen.

Fazit: Bereue in keinster Weise den Schritt mir dieses "Schätzchen" ins Haus geholt zu haben. Alleine der Sound von einer 12 saitigen Gitarre lassen diverse Songs noch wertiger klingen. Die Gitarre mit Ihrer Bespielbarkeit , Produktions-Qualität und für den doch niedrigen Preis braucht sich nicht vor den anderen teils höherpreisigen Gitarren verstecken.
Wer viel Gitarre um wenig Geld oder wie ich schon immer mal eine 12 Saiter ausprobieren wollte, aber der Preis immer das Handicap war, ist hier bestens bedient.

Dazu hab ich auch noch das Thomann BK Steel Bag bestellt, in welchen die Harley Benton Custom Line CLJ-412E 3SB wunderbar passte.

Besten Dank wird wohl nicht meine letzte Harley Benton gewesen sein.

Nach langer Überlegung, ob es überhaupt sinnvoll ist, nach Ablauf von ca. 6 Wochen nach Wiedereinstieg in das Gitarrespielen ein neues Instrument zu bestellen, habe ich mich entschieden, die Harley Benton Custom Line CLJ-412E 3SB zu ordern. Eine 12-saitige als Ergänzung zu meiner 6-saitigen Fender Westerngitarre sollte es schon sein – auch als weiterer Motivator, das Spielen wieder annähernd so zu optimieren, wie es vor ca. 30 Jahren der Fall war. Ich hatte in den letzten Jahren die Gitarre sehr vernachlässigt, aus dieser Perspektive ist es richtig gut, dass Corona und dadurch mehr Zeit kam! Bei dem Preis und den positiven Rezensionen, die man insbesondere bei der Natural-Version lesen kann, konnte ja auch nicht viel schiefgehen, war mein Argument gegenüber meinem Konto.
Und dann kam sie nach 2 Tagen Warten. Der Versand/Transport hat ihr nicht geschadet, ich bin richtig beeindruckt von dem Produkt! Die Frage von meinen Vorrednern ist berechtigt: Wie kann man diese Qualität für das Geld bauen? Nicht eine optische Beeinträchtigung, gute Saitenlage, Bünde sitzen super, keine Grate, voller Klang, nichts scheppert, akzeptables Stimmgerät – eine super Optik mit tollem Sound! Den Tonabnehmer habe ich bislang nur für das Stimmgerät benutzt, zu diesem Feature kann ich also nichts sagen. Vielleicht bin ich jetzt nach einem Tag noch zu geblendet und die Bewertung sieht in 8 Wochen vielleicht anders aus, glaub ich aber bei dieser Qualität eher nicht. Was natürlich zu berücksichtigen ist: Ich bin kein Profi und habe demnach auch nicht den entsprechend hohen Anspruch – aber dafür wurde diese Gitarre bestimmt auch nicht gebaut. Mit dem Instrument könnte man mich echt übers Ohr hauen, wenn am Kopf ein teurer Markenname stehen würde. Ich bin davon überzeugt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, dass sie meine Motivation in ausreichender Intensität fördert und dass ich bestimmt viele schöne Songs mit ihr verbringen werde.
Erwähnenswert ist auch die gute Beratung aus dem Hause Thomann und der schnelle Versand. War dort meine erste – aber sicher nicht letzte Bestellung. Unter dem Strich: Volle Punktzahl!