4. Bögen

Das Violoncello gehört genauso wie Violine, Viola, Kontrabass und Gambe zu den Streichinstrumenten. Das Charakteristische bei diesen Instrumenten ist die Tonerzeugung mit einem Streichbogen, oder auch kurz Bogen genannt. Ein Cellist wird sein Instrument die meiste Zeit mit einem Streichbogen spielen und nur gelegentlich die Saiten zupfen (Pizzicato). Auch wenn der Streichbogen eines Cellos auf den ersten Blick dem einer Violine sehr ähnelt, so ist er doch wesentlich größer und schwerer gebaut. Man kann zwar auch mit einem Violinbogen auf einem Cello Töne hervorbringen, aber für den kräftigen, voluminösen Ton des Cellos ist der Cellobogen an die dickeren Saiten und an die spieltechnisch anderen Druckverhältnisse entsprechend angepasst worden.

Ein Streichbogen muss eigentlich zweierlei Dinge erfüllen: Er muss beim Spielen optimal in der Hand liegen (Größe, Gewicht, Gewichtsverteilung) und er muss einen guten Ton erzeugen können (Spannung, Behaarung, etc.). Doch zunächst einmal: Wie entsteht auf der Saite eines Streichinstrumentes überhaupt ein Ton? Wozu ist die Behaarung des Bogens da? Warum braucht man Kolophonium? Was passiert beim Streichen?

Wie entsteht der Ton? Wenn man sich einmal in Zeitlupe ansieht, wie der Bogen mit den Haaren über die Saiten streicht, dann wird man erkennen, dass die Saite an den Bogenhaaren "kleben" bleibt, etwas gespannt wird, und dann, wenn die Spannung zu groß wird, wieder zurückschnellt. Danach geht das Ganze wieder von vorne los, in einem sehr schnellen Tempo, bis zu hundertmal pro Sekunde. Das ruckartige Gleiten wird auch als Slip-Stick-Effekt bezeichnet. Bei diesem Vorgang entsteht die Schwingung der Saite und letztendlich der Ton. Und damit die Bogenhaare den „Klebe-Effekt“ erhalten, werden sie mit einer Schicht Kolophonium, einem „klebrigen“ Baumharzprodukt überzogen.

Und jetzt wird man sich natürlich fragen, warum es überhaupt unterschiedliche Bögen in verschiedensten Preisklassen gibt. Alle besitzen eine Bogenstange und eine Behaarung, wo also sind die Unterschiede?

Fangen wir einmal mit der Bogenstange an. Die Bogenstange wird beim Spielen einer starken Belastung ausgesetzt. Sie muss den Zug der Bespannung dauerhaft aushalten können ohne sich irreversibel zu verbiegen. Am besten dafür geeignet und am weitesten verbreitet sind die Harthölzer Brasilholz oder Pernambukholz. Es gibt aber auch Bogenstangen aus Kohlefasern, die so genannten Carbon-Bögen. Bei den Hölzern handelt es sich um gewachsene Naturprodukte, die es natürlich in den unterschiedlichsten Qualitätsabstufungen gibt. Bei einem sehr preiswerten Streichbogen kann man nicht erwarten, dass es sich um das beste Material handelt. Und Pernambukholz ist in der Regel höherwertiger als Brasilholz. Es gibt bei den verschiedenen Streichbögen an der Bogenstange einen auffallenden Unterschied. Manche Streichbögen haben eine runde Bogenstange, andere besitzen eine achteckige Bogenstange. Die achteckigen Streichbögen sind in der Regel schon deswegen teurer, weil die Herstellung aufwendiger ist.

Während die Bogenstange u. a. für die Stabilität und Spannung des Bogens verantwortlich ist, kommt die Behaarung direkt mit der Saite in Kontakt. Diese Kontaktfläche besteht aus etwa 190 bis 250 Pferdeschweifhaaren eines Schimmels. Man nimmt deswegen Rosshaare, weil sie besonders rau sind (unter einem Elektronenmikroskop erkennt man winzige Widerhaken). Die Bogenhaare werden an der Spitze des Bogens fest fixiert und können an der anderen Seite des Bogens über eine Drehschraube unterschiedlich stark gespannt werden. Die Vorrichtung, an der die Bogenhaare variabel befestigt werden, ist der so genannte Frosch. Dieser Frosch liegt mit einer Schraube verschiebbar an der Bogenstange fest an.

Der Frosch selber besteht meistens aus Ebenholz. Früher wurde auch Elfenbein, Mammut oder Horn verwendet. Oft findet man auf dem Frosch eine Verzierung, eine runde Perlmutteinlage, das „Auge“. Auch die Schraube, die entweder rund oder eckig sein kann, wird manchmal verziert. Um die Bogenstange gewickelt ist meistens unmittelbar vor dem Frosch das so genannte Daumenleder, und davor befindet sich noch eine Drahtumwicklung.

Für die Beschlagteile des Bogens werden unterschiedliche Materialien verwendet. Sie können aus Silber, Neusilber (eine Legierung mit Nickel) oder Gold bestehen. Auch daher die Qualitäts- und Preisunterschiede. Auf Meisterbögen wird die Signatur des Bogenbauers oder der Bogenbauwerkstatt oberhalb des Froschs in die Bogenstange „gestempelt“ (d. h. ins Holz eingraviert).

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