Harley Benton SC-450Plus VB Vintage Series

Ich muss ein paar Sachen vorweg schicken, damit die Bewertung nicht falsch verstanden wird. Ich habe keine Berührungsängste mit den Hausmarken von Thomann und daran ändert sich durch diese Harley Benton auch nichts. Meine TE 70 mag ich sehr und die unzähligen Effekte und kleine Helferlein von HB in meinem Equipment möchte ich ebenfalls nicht mehr missen.
Die SC 450 Plus habe ich bestellt, weil sich länger keine Paula mehr in meinem (Single Coil lastigen) Fuhrpark befindet.

Nun zur SC 450 plus:
Die Gitarre ist sehr schön, relativ leicht für eine LP Style Gitarre und liegt gut in der Hand. An Verarbeitungsmängeln konnte ich ein paar Sachen feststellen mit denen ich leben kann. Die EInschlaghülsen der T.O.M. sind nicht weit genug versenkt, die Bridge sitz aber fest. Die Potiknobs stehen unheimlich weit raus und schweben wie UFO`s einen halben Zentimeter über der Decke. Ist unschön, würde man aber hinkriegen. Am Sattel sind doch ralativ viel Klebereste zu sehen, aber das fällt nur auf, weil die Klampfe ansonsten so hübsch aussieht. Die aufgezogenen D`addario Strings haben ziemlich Rost angesetzt, ist dem Transportweg geschuldet und läßt sich kaum vermeiden.

Die Einstellung der Gitarre war ganz OK, Action etwas zu hoch, Pickups etwas zu hoch. Der Trockensound klingt vielversprechend, also ran an den Amp.
Hals PU, nett, sehr nett sogar. Klingt offen, holzig und gar nicht muffig. Meine letzte LP war eine Epiphone Standard und die klang wirklich muddy.
Bridge PU, nicht viel anders, paar mehr Höhen ein Zacken weniger Bass.
Kombination beider PU`s, auch nicht viel anders als der Halspichup. Also die vielseitigste Gitarre ist sie nicht. Aber wenn der eine Sound gut ist, kann man für den Kurs wohl nicht meckern und das ist klar der Fall.
Aber irgendwas paßt mir an dem Hals nicht. An das Profil könnte ich mich gewöhnen, aber die relativ schlanken Bünde sind an den Bundenden ziemlich weit abgeflacht. Wenn man von oben draufsieht, glaubt man immer noch genug Auflage für die E- Saiten zu haben. Mir rutschte aber die hohe E in den sattelnahen Lagen ein ums andere Mal vom Bunddraht. Mit etwas Konzentration kriegt man das wohl hin, man drückt ja eher nach oben als nach unten. Aber bei Pull offs auf der hohen E Saite stirbt mir regelmäßig der Ton ab, weil die Saite doch abrutscht. Vielleicht liegts an meiner schlampigen Technik, aber so hatte ich das bisher bei keiner Gitarre.
Also schweren Herzens geht sie zurück. Schade!

Wollte eine E Gitarre haben um ein bisschen zu klimpern und E Gitarren Feeling zu bekommen, spielte bis dato nur Akustik.
Habe sie jetzt ca. 1 Jahr.

Optik: Aus dem Karton geholt und erst einmal positiv überrascht. Soweit erst mal gute Verarbeitung, Lack in Ordnung, schön anzusehen. Wenn auch recht schwer. Macht sich in jedem Raum als Schmuckstück.

Sound: Gar nicht übel, der Sound überrascht wirklich positiv, wenn auch nicht als wirklichen Klon seines Originales zu betrachten. (Nicht zu erwarten bei dem Preis und den günstigen Tonabnehmern)

Bespielbarkeit: Ist in Ordnung. Saiten wirken sehr billig (sind sie ja auch, besser gleich ein paar bessere aufziehen). Das Griffbrett ist teils etwas rau, müsste eigentlich besser geschliffen und geölt sein.
Die hohe E Saite rutscht beim Spielen oftmals über die Kante, vermutlich sind die Bundstege zu flach abgeschliffen.
Aber alles zu verkraften!
Ärgerlich finde ich nur, dass die Mechanik (Brücke, Sattel, Stimmmechanik) absolut billig ist. Die Gitarre ist so stimmfest wie ein Toastbrot. Das nervt. Kaum ist sie gestimmt hat man das Gefühl, wieder von vorne beginnen zu müssen. Beim Seitenbending etc ist die Saite oftmals wieder verstimmt.
Ich habe überlegt, Tonabnehmer und die Mechaniken zu ersetzen, aber ich weiß noch nicht genau, auf was für Überraschungen man da so stößt.

Also, für den Preis nicht viel zu warten, dafür muss sie sich echt nicht verstecken. Darf aber auch keine Ausrede für den Mangel an Mechanik sein.