J. Rockett Audio Designs Rockett 45 Caliber

Vorweg:
Ich würde mich als extrem anspruchsvoll in Sachen Sound bezeichnen und bilde mir manchmal auch ein, das Gras wachsen zu hören.
Seit ich Amps gefunden habe, deren eigene Zerre mir gefällt, brauche und mag ich eigentlich keine Zerr- Pedale mehr.
Deren Klang empfinde ich grundsätzlich als "künstlich" und auch als weniger Komplex als die Zerre eines guten Amps.
Im Lauf der letzten 2 Jahre habe ich dennoch immer mal wieder Versuche unternommen und mir das ein oder andere Pedal schicken lassen (Danke an Thomann für Money Back !), doch immer mit dem selben Ergebnis: der Amp klang ohne Zerr-Pedal viel "natürlicher" und "besser" für mich !
(Ausnahme: reine Booster, die normalerweise nicht färben, sondern das Signal im Idealfall einfach nur linear anheben und damit die Vorstufe des Amps "kitzeln")

Nun hat mich nach einem Jahr "Pedal- Abstinenz" einmal mehr der Hafer gestochen und ich ließ mir zu Weihnachten ein paar Exemplare kommen: neben diesem hier auch noch das "Bogner La Grange", das "Wampler Plexi Drive" sowie das "Friedman BE1.

Getestat habe ich an einem Victory V40 und einem Linnemann LA v6 mit folgendem Fazit:
Das Caliber macht aus meinen Amps zwar keinen JTM 45, bekommt aber trotzdem die Höchstwertung von mir !
Warum ?
Es fügt sich sehr natürlich und homogen in den Grundklang des Amps ein, vor dem es hängt !
Ich merke keine nervige "Mittennase" und auch sonst keine unnatürlichen Betonungen von Frequenzen, die den Ampsound "verfälschen".
Dabei kann der Amp entweder clean sein oder auch schon leicht crunchen: das Ergebnis klingt für mich wirklich erstaunlich authentisch nach "Ampzerre" und nicht so künstlich, flach, nölig, oder eindimensional wie die meisten anderen Pedale.

Wer den Grundklang seines Amps erhalten will und eine natürlich klingende "zusätzliche Gainstufe" sucht, sollte dieses hier unbedingt probieren !
Wer aber seinen Nicht-Marshall-Amp unbedingt in Richtung "Marshall-Sound" prügeln will, sucht sich vielleicht besser etwas anderes.

Ich habe mir unlängst den Luxus gegönnt ein echtes "High-End" Pedalboard zu bauen - SchmidtArray, GigRig2, Strymon etc ... Das Board sollte so gebaut sein, dass es vor praktisch jeden cleanen Amp (oder zwei) geschaltet werden kann. Dazu braucht es dann eben zwei Zerrer, die den "High-Gain" Kanal und den "Low Gain" Kanal eines Dreikanalers simulieren. Ich stehe auf den Marshall Sound und habe mit daher das Caliber 45 als "Low Gain" Marshall Plexi ausgeschaut (der High-Gain ist ein Angry Charlie v3 - auch super!).

Eingestöpselt, alles auf 12 Uhr gestellt, einmal angeschlagen - breites Lächeln auf dem Gesicht - alles richtig gemacht. Das Ding bleibt! Mein cleaner Amp ist ein Twin Reverb und mit dem verträgt sich das Caliber bestens. Es kommt dann wirklich dieser erdige Crunch Sound raus, den man an Marshall Amps so gern hat. Das Pedal reagiert astrein auf den Volumenregler der Gitarre. Es hat Punch und Klarheit ohne Ende und klingt keineswegs übermäßig komprimiert. Es rauscht auch kaum. Auch einen Booster vorneweg nimmt es bestens an (z.B. Buffalo Td-X oder auch ein Archer). Der Gain Bereich reicht von praktisch clean bis zu einem ordentlichen "classic rock" crunch, aber definitiv nicht high-gain.

Das Pedal ist so verarbeitet, dass es wahrscheinlich den Sturz aus dem 16- Stock mühelos wegstecken würde. Es ist relativ schwer und wirkt einfach wahnsinnig wertig.

Dieses Pedal ist absolute Spitze. Ich kann es bedenkenlos weiterempfehlen.

Ich habe schon den Archer und den Ikon ltd. von J.Rockett auf meinem Pedalboard und bin mehr als Zufrieden mit diesen beiden Effektpedalen.
Dann dachte ich mir: "Einmal nur mal wie Agnus Young klingen" und habe mir den Caliber 45 bestellt.
Thomann hatte Ihn als erster Anbieter in Deutschland, also gleich bestellt und es war umgehend in gewohnter Thomann-Liefermanier bei mir zuhause!
Also aufs Pedalboard damit und los zur Bandprobe. Auf dem Board hab ich einen MOEN GEC 9 Looper sodass das Effektsignal ohne Umwege und große Verluste in meinen Cream JTA-45 und über eine 4x12 mit Celestion G12M wiedergegeben wird.....tja und was soll ich sagen den Gainregler auf Rechtsanschlag und mit meiner Stratocaster klang ich plötzlich sehr "Back in Black"
....aber das kleine Effektpedal kann noch mehr! Es reagiert echt gut auf die Anschlagsdynamik und den Volumeregler der Gitarre und das fast ohne Lautstärkeverlust. Chapeau!
Der Ton ist auch im Bandkontex sehr Durchsetzungsfähig und immer Präsent, ohne aufdringlich zu klingen.
Es bleibt auf meinem Board und ich kann nur empfehlen es auszuprobieren.....man kann es ja bei Nichtgefallen zurücksenden.

Das Gerät liefert einen überzeugenderen JTM-Sound als alles andere, was ich bisher gespielt habe. Vor meinem Fender Vibroverb wunderbare Blues-Leadsounds, was z.B. mit einer Box of Rock so gar nicht gelingt. Knackiger, transparenter und natürlicher auch als mein OCD. Mit Strat kommen einem die frühen Hendrix Studioproduktionen in den Sinn.

Zum Batteriewechsel müssen seitlich 4 sehr kleine Schrauben gelöst und der Boden abgenommen werden. Das ist umständlich und die Schräubchen kann man leicht verlieren. Hier hätte ich mir bei einem Gerät dieser Preisklasse ein Batteriefach gewünscht.
Auch fehlen Gummifüßchen oder ein Anti-Rutschbelag.
Die Buchsen befinden sich an Stirnseite. Das ist gewöhnungsbedürftig und macht eigentlich nur bei Befestigung auf einem Board Sinn. Andernfalls muss man damit rechnen, dass sich das Gerät in Richtung Kabel dreht. Bei Features gibt es daher 2 Punkte Abzug.

Da der Sound aber umwerfend ist und das Gerät toll aussieht, ist ingesamt trotz des stolzen Preises die volle Punktzahl allemal angebracht.