2. History

Die ersten Drum Computer waren analog, besser gesagt "voll analog", ohne jede synthetische Klangerzeugung. Sie besaßen ein eingebautes Tonband, welches im Loop spielte (Chamberlin Rhythmate (1949) oder hatten (sehr fortschrittlich) eine rotierende Kontaktscheibe, die die Klänge auslöste (Wurlitzer Sideman (1959).

Wurlitzer Sideman

Das Konzept wurde weiter von der Firma Korg und anderen Herstellern verfeinert, bevor Roland 1965 mit dem Acetone FR-15, dem ersten semiprogrammierbaren Rhythmusgerät aufhorchen ließ. Es erlaubte das Layern (=Schichten) der eingebauten 16 Rhythmen durch simples mehrfach Drücken der Wahltasten.

ACE TONE FR-15

Dennoch, die ersten Klopfgeister konnten neben ihrem optisch nicht zu leugnenden Charme nichts weiter, als einen simplen Cha Cha, Tango oder Rumba-Beat mit 2 bis 5 Klängen zum Besten zu geben. An mehr war nicht zu denken. Maximal die Geschwindigkeit und Lautstärke war regelbar, so das sich mit dem Musiker, meist Organisten, –eine für alle Seiten mehr oder weniger gelungene Alleinunterhalterperformance ergab. Später wurden die Geräte vielseitiger und lieferten bereits eine Bassbegleitung. Künstler wie z.B. Jean Michel Jarre verwendeten analoge Trommlerkisten von Elka.

Dann brachte Hersteller Roland Anfang der 70'er Jahre mit der TR-Reihe Drum Computer auf den Markt, die sich vom Klischee des Tanzteemuckers verabschiedeten. 1972 kam der TG 77 und etwas später der CR-78. Letzterer wurde durch Phil Collins 'In the Air tonight' berühmt (Siehe Abbildung auf der vorherigen Seite).

Im Jahr 1980 zeigte sich Roland wiederum als Wegbereiter mit der ersten Lauflichtprogrammierung: der TR 808 war geboren. Es folgten der kleine Bruder CR 8000 und die Dancefloor-Legende TR 909. Die programmierbaren analogen Drum Computer definierten das moderne Konzept, und sind die Urform, bevor es die digitale Klangaufzeichnung gab. Die Klänge wurden klassisch subtraktiv produziert: Spannungsgesteuerter Oscillator -> Filter -> Hüllkurve -> und Ausgangsverstärkung.

Unzählige Stars verdanken unter anderem diesen analogen Kästen ihren Erfolg. Auch heute noch werden die Klänge dieser Machines für Dance-, House- und Popmusik gesucht. Die Herstellung analoger Drum Computer ist trotz der Digitalrevolution nie komplett eingestellt worden. Boutique-Hersteller wie Jomox oder Frickes MBF kümmern sich um diese Klientel.

Digitale Drum Computer

Digitale Drum Computer folgten der Erfindung des Samplings (siehe Onlineratgeber "Sampler") ab Anfang der 80'er Jahre. Die teuren Speicherchips und kurze Samplingzeiten favorisierten die Anwendung des Samplings für kurze Drumsounds.

Die LinnDrum LM1 mit schaurig schönen 8-Bit Samples definierte den Wendepunkt. Zahlreiche verdiente Schlagzeuger machten sich fortan auf Weltreise oder lernten um, denn viel Arbeit war in diesen Zeiten für sie leider nicht vorhanden. Die LinnDrum machte den Sound der frühen 80'er so typisch: Knallende Bass- und Snaredrums in Verbindung mit gewollt (?) steriler 16tel Programmierung. Die Samplerkisten boten frische und impulsive Klänge, waren flexibler in der Klangerweiterung, verfügten über mehr Stimmen als ihre analogen Vorbilder –und last but not least, standen dem Produzenten 24 Stunden täglich ohne Murren und weitere Gagenforderung zur Verfügung. Allerdings war sie neu auch nicht ganz billig. Als Mitte der 80'er Jahre Drum Computer auf den Markt kamen, die sogar selbst Sampling ermöglichten, waren es neben dem siechenden Drummerdasein auch um die analogen Klopfgeister geschehen. Ab sofort konnte jeder Schritt (Michael Jackson's Thriller..), jedes Gestöhne und zerberstende Glas den Song 'verzieren'.

Der Aufbau eines digitalen Drum Computers ähnelt sehr dem eines Sampler: Im Arbeitspeicher liegen die Wellenformen von echten Klängen (Bassdrums, Snares, Cymbals etc.). Diese Daten werden von Disketten, MO-Laufwerken usw. geladen bzw. befinden sich bereits eingebaut auf Speicherchips. Diese waren anfangs sehr teuer und stellten wenig Samplezeit bereit. Lange Beckensamples waren daher ein Problem und wurden meist geloopt (=Schleife in der Ausklingphase). Alle Wellenformen durchliefen folgende Kette an Bearbeitungsschritten – je nach Modell: Pitch, Lautstärke, DCA Attack und Decay

Ab Mitte der 80'er besaßen die besseren Drum Computer eine Reverse Funktion für Samples, die nicht zuletzt viele Songs kennzeichneten. Filter waren anfangs selten und wenn, dann digital. Die Edelklasse verfügt heute über analoge Filter, die durchstimmbar bis zur Selbstresonanz reichen. Neben unzähligen Produkten vieler innovativen Firmen, wie Oberheim, Siel, Vox (!), Wersi ragen sehr erfolgreiche Modelle der frühen Drum Computerära heraus: In den 70'er die TR-Roland Modelle, 1984 der vielseitige Yamaha RX11, 1988 die exzellent klingende Roland R8 und natürlich die berühmte Linn-LM1 mit ihrem unverkennbaren Sound.

Yamaha RX11

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