5. Der optimale Standort fürs Klavier

Wie wir nun schon erfahren haben, ist einer der Hauptbestandteile eines Klaviers oder Flügels (von Ausnahmen abgesehen) der Werkstoff Holz. Und Holz ist lebendig! Dabei spielt es keine Rolle, ob der Baum, aus dem der Rohstoff letztendlich gewonnen wurde, schon längst gefällt wurde. Viele werden schon einmal das sprichwörtliche "Knarren im Gebälk" vernommen haben, wenn sich zum Beispiel eine Holzdecke mit allerlei Geräusch ausdehnt oder zusammenzieht, weil die täglichen klimatischen Unterschiede es herausfordern. Deshalb sollte man folgende Tipps für die Aufstellung des Instruments beherzigen.

Tipps für die Aufstellung

  • Wenn möglich, sollte der Raum gleichmäßig temperiert sein oder kein zu großes Temperaturgefälle haben (weniger als 4 Grad Celsius).
  • Ein Klavier sollte nicht direktem Sonnenlicht ausgesetzt werden und nicht direkt in der Nähe von Heizkörpern aufgestellt werden.
  • Bei Fußbodenheizungen sollte man sich den Rat eines Fachmanns einholen und den Garantieanspruch des Instrument genau studieren. Bei manchen Fabrikaten erlischt dieser!
  • Auch Fenster können sich ungünstig auswirken (Kältebrücken bei Altbauten, Zugluft). Ein Klavier sollte lieber an einer Innenwand stehen. Bei Flügeln ist dieser Punkt ohnehin nicht entscheidend, da dieser am besten inmitten des Raums steht.

Luftfeuchtigkeit im Raum

Das Raumklima ist fast noch wichtiger als die Raumtemperatur, da es hier zu massiven Beeinträchtigungen in der Beschaffenheit des Instruments kommen kann.

Auch hier ein paar Tipps:

  • Sowohl zu große Feuchtigkeit als auch zu trockene Raumluft schädigen das Holz. Deswegen liegt die ideale Raumfeuchte bei 50 % bis 60 %.
  • Sollten Sie noch keines besitzen, dann legen Sie sich hierfür ein Hygrometer zu. Es gibt Ihnen Aufschluss über die derzeitige Luftfeuchtigkeit des Aufstellungsorts und ist ganz abgesehen davon auch für Ihre Gesundheit gut!
  • Sollte die Feuchtigkeit (zum Beispiel in der Heizperiode) unter 45 % fallen, so helfen Raumbefeuchter weiter. Sie können es allerdings auch zunächst mit der bewährten Wasserschale auf dem Heizkörper probieren.
  • Vorsicht vor zu langer Trockenheit. Sie führt ggf. zu Rissbildungen bei Resonanzboden und Stimmstock und zieht sehr kostspielige Reparaturen nach sich.
  • Umgekehrt darf das Instrument auch nicht einer zu großen Feuchtigkeit (>70 %) ausgesetzt sein (z. B. durch Kondensat an Außenwänden von schlecht gedämmten Altbauten). Hier kommt es ggf. zu Oxidation von Saiten und Stimmwirbeln oder Verzug der Holzkomponenten.

Akustische Bedingungen

Auch hier gibt es inzwischen eine ganze Wissenschaft und viele Meinungen. Dennoch kann man mit ein wenig Wissen die schlimmsten Fehler einfach vermeiden.

  • Entscheidend für eine gute Klangentfaltung ist das Raumvolumen:
    Es macht keinen Sinn, ein Klavier oder gar einen Flügel in einer Art Besenkammer zu spielen. Ein Flügel sollte mindestens in einem Raum mit 50 m³ Volumen stehen. Das wären wenigstens zwanzig Quadratmeter Fläche bei einer Raumhöhe von 2,5 m.
  • Außerdem sollte der Flügel ungefähr in der Raummitte platziert sein und die geöffnete Klappe sollte in den Raum zeigen.
  • Ein an der Wand stehendes Klavier braucht ebenso Raum. Es sollte (auch wegen der Luftzirkulation) ungefähr eine Hand breit von der Wand weg platziert werden. Zusätzlich ist es ratsam, das Instrument nicht direkt in die Ecke zu stellen. Zur angrenzenden Wand sollte wenigstens 50 cm Abstand eingehalten werden, um eventuelle Wartungsarbeiten nicht zu behindern und ein Umstellen zu vermeiden.
  • Das Mobiliar des Raumes sollte ebenso berücksichtigt werden:
    • Klaviere oder Flügel mit eher "hartem Klang" benötigen eine "schallweiche" Umgebung. Das bedeutet, dass der Raum nicht gefliest sein sollte oder ausschließlich nackte Wände aufweist. Auch schallharte Möbel verstärken den Effekt. Ein Teppichboden sowie Gardinen oder Vorhänge können hier Abhilfe schaffen.
    • Umgekehrt ist es sinnvoll, ein Instrument mit eher "weichem Klang" in besagte "schallharte" Umgebung zu stellen. Hier dürfen es also z. B. blankgebohnerte Dielenböden und wenige mit sehr glatten Oberflächen versehene Möbel sein.

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