Superlux S502

"Echte" ORTF-Aufnahmen verlangen einen Winkel zwischen den Membranen von 110° und einen Abstand von 17 cm. Das ist mit den hier verfügbaren Kleinmembranmikros, Schienen und Klemmen fast nicht machbar. Schließt man die XLR-Kabel an, kommen sich die Mikros immer irgendwie hinten in die Quere oder die seitlichen Öffnungen der Kapseln werden verdeckt. Also: wer das Geld für Schoeps nicht ausgeben will oder kann hat kaum eine andere Wahl.

Dafür kann sich die Qualität des Superlux durchaus sehen lassen:
- ziemlich verfärbungsarm
- Rauschen noch im grünen Bereich
- ordentliche Verarbeitung und Ausstattung

Dazu die bekannten Vorteile des ORTF-Verfahrens:
- schneller und einfacher Aufbau
- gute räumliche Wiedergabe

Für die Abnahme großer Ensembles wie Orchester und Chöre einfach super!
Entscheidend für eine gute Aufnahme ist nicht alleine das Mikro. Da muss die ganze Kette vom Original bis zur Wiedergabe beachtet werden und wer da technisch nicht im fünfstelligen Bereich operiert ist hiermit bestens bedient.

Ein ORTF-Stereomikrofon braucht man besonders, wenn man größere Klangkörper wie Orchester und Chöre stereophon aufnehmen will.

Das S502 kommt mit einem stabilen Druckgussgehäuse, fest eingestelltem Winkel und abschraubbaren Kondensatorkapseln, wohlgemerkt keine Elektretkapseln, sondern echte Kondensatormikrofone, die intern mit ca. 40 Volt betrieben werden. Diese Spannung wird direkt von der Phantomspeisung abgeleitet und ist nicht stabilisiert. Das heißt, wenn man das Mikrofon zB nur mit 24 statt 48 Volt betreibt, nimmt auch die Mikrofonempfindlichkeit ungefähr um die Hälfte ab.

Auch sonst ist die Elektronik recht einfach ausgeführt und enthält nur 3 Transistoren pro Mikrofon, einen 2SK117 FET als Impedanzwandler und 2 Transistoren für die Symmetrierung des Ausgangssignals. Verglichen mit einem Neumann KM 184 ist das Grundrauschen deutlich höher und der Klang wirkt weniger präzise, eher weich, verhalten, etwas verschleiert. Daher würde ich es nicht einsetzen als Hauptmikrofon für Orchester- oder Choraufnahmen. Für Atmos oder Raumhallaufnahmen ist es aber eine brauchbare und preisgünstige Lösung. Für Akustik-Gitarren würde ich es nicht einsetzen, da eine kleine Änderung des Winkels zum Instrument eine große Klangänderung bewirkt.

Fazit: ein solide gebautes Stereo-Mikrofon mit preisbedingten Schwächen im Klang, die aber nicht bei allen Anwendungen stören.

Die Verarbeitung erscheint leider etwas billig. Gerade die Gummibefestigung ist nicht gerade Hochwertig verarbeitet. Auch der mitgelieferte Koffer scheint sehr billig. Das XLR Kabel hat bis jetzt ganz gut gehalten.
Beim durchmessen hat sich das Mikrofon nicht sehr gut geschlagen. Eine deutliche Überhöhung in den Höhen ist ja nicht ungewöhnlich aber die beiden Kapseln sind auf jeden fall nicht aufeinander Eingemessen. Das rechte Mikrofon hatte eine wesentlich höhere Überhöhung als das Linke.
Im praktischen Gebrauch konnte das Mikrofon sich dennoch als ziemlich gut erweisen. Ich habe es mit einem Schoeps ORTF verglichen. Beide habe ich als Hauptmikrofon für einen Orchestermitschnitt verwendet. Das Superlux rauscht zwar etwas mehr, aber nicht so sehr dass man es nicht verwenden könnte. Es ist auch eine eindeutige Färbung zu erkennen, die aber durchaus angenehm ist.
Für semi professionelle Anwendungen mit kleinem Budget ist dies ein sehr gutes Mikrofon. Für Profis leider doch etwas zu schlecht - was aber bei dem Preis auch kein Wunder sein dürfte.

Für Gelegenheitstonmenschen, die spontan mal (Kinder-) Chöre oder Orchester zufriedenzustellen dürfen, ist dieses Mikro eine erstaunliche Alternative. Fix und schlank aufgebaut, ordentlich ausgerichtet und eingepegelt, bekommt man damit zumindest eine gute Stereo-Aufnahme hin. Wichtig ist die exakte Ausrichtung als Hauptmikrofon zum Chor/Orchester und zum Raum. Bei Aufnahmen mit kleineren Ensembles bildet das Superlux S502 räumlich recht gut ab. Je nach Breite oder Tiefe der Schallquelle sind jedoch weitere Stützmikrofone (z.B. Rode NT5 oder ähnliche) nötig. Trittschall oder Rauschen konnte ich nicht bemerken, allerdings ist der beigefügte Stereo-Adapter recht kurz, da sollte man direkt ein passendes 5 Meter Kabel erwerben. Selbst zur Livemikrofonierung (am Chor) ist es mit einigen EQ Änderungen mit Abstrichen ganz nützlich, sofern man das Feedback gut im Griff hat. Für spontane Mitschnitte im Probenraum gut geeignet. Eine geringe Färbung der oberen Mitten ist zu bemerken, dies kann jedoch schnell korrigiert werden. Zudem eine preisgünstige Alternative zum Original. Fazit nach ausführlichen Praxistests: in die Sammlung aufgenommen!

Habe das Mikro jetzt schon 1,5 Jahre. Einsatz vor allem vor Chören, oft im Flügel aber auch mehrere Male als Overhead über dem Schlagzeug oder vor der Harfe. Zur Aufnahme aber auch zur Übertragung auf die PA. Alles in allem ein Allrounder der das Geld wert ist. Als Overhead muss man ein wenig mit der Position spielen. Becken und Toms kommen gut nur die Snare ist je nach Position etwas leise. Soundqualität ist trotz des Preises überaschend gut fängt aber auch viel Umgebungsgeräusche ein und ist etwas Rückkopplungsempfindlich. Beim Einsatz auf der Bühne sollte man also mit dem EQ umgehen können. Kaufe mir jetzt das zweite....