Vorab,
ich bin kein Profigitarrist und auch kein großer Kenner. Ich spiele aber seit über 30 Jahren und habe schon etliche Gitarren besessen. Mit der Höfner HM65-Z-CE habe ich mir ein gutes Stück gegönnt.
Erster Eindruck:
Die Höfner ist mein dritter Anlauf, bei Thomann eine hochwertige Nylongitarre zu kaufen. Zunächst ging die Cort Gold OC8N wieder zurück – hat mir vom Klang gar nicht zugesagt, gefolgt von der Yamaha NCX3C, welche leider am Steg geschnarrt hat und dessen Ersatz eine laaaaange Wartezeit hat.
Nun also eine Höfner! Auspacken, bestaunen… Eine wirklich gelungene Optik. Sehr unaufdringlich mit ihrer matten Oberfläche. Die Bindings sehen edel aus. Die Kopfplatte – anders, als auf den Fotos bei Thomann – matt schwarz. Gefällt mir sogar noch besser zu den goldenen Mechaniken und den schwarzen Stimmwirbeln . Der Hals ist offenporig im Gegensatz zum Rest der Gitarre. Apropos Stimmwirbel, da steht zwar Ebenholz, aber laut eines befreundeten Gitarrenbauers, der sie begutachtet hat, bekommt man hier Kunststoff in Ebenholz-Optik.
Spielgefühl:
Promte Ansprache, klarer, warmer Sound. Nur eine Gitarre ging sogar noch mehr ab und das war ebenfalls eine Höfner, welche ich in einem Musikgeschäft mal angespielt habe – die „HM 83“.
Diese kommt aber sehr nahe ran und man hat ebenfalls den „ichkannsienichtmehrweglegen-Effekt“.
Die Verarbeitung lässt keine Fehler erkennen.
Sound:
Das für mich entscheidende Kriterium neben der Bespielbarkeit ist natürlich der Klang.
Gleich mal den Vergleich machen mit meiner über 30 Jahre alten Höfner – ein Einsteigermodell, ähnlich der Höfner HC504-4/4. Sie hat bisher alles, was an neuen Gitarren hier angetreten ist klar geschlagen.
Zupf Zupf, Pling pling… keine Frage, die alte hat ausgedient.
Der Sound ist voll, warm und dennoch klar. Außerdem ist sie um einiges lauter als ihre ältere Schwester, was an der vollmassiven Bauweise liegen dürfte.
Jetzt noch die Bundreinheit checken: Hmm, joa, unten alles gut. Und weiter oben? Oh mein Gott! Die H- und die dünne E-Saite schmieren ab dem 12. Bund völlig ab. Egal, wie ich es versuche, deutlich zu hoch!
Schock! Schnappatmung! Nein, nicht auch noch du! Keine Lust jetzt die 3. Gitarre zurück zu schicken. Thomann setzt mich bestimmt auf die schwarze Liste… Bestimmt heißt es ab dann beim nächsten Bestellversuch „Äh, ja, tut uns leid, aber alle Artikel, die Sie im Warenkorb haben sind gerade nicht verfügbar usw.“
Das kann doch gar nicht sein, das Höfner so etwas rausgibt. Ob man an der Saitenlage was verändern sollte?
Nach langem hin und her geht das gute Stück nun also doch nochmal zurück zu Thomann und zwar in die Werkstatt zur Überarbeitung.
An dieser Stelle – großes Lob an das Thomann Team. Schnelle Bearbeitung, Problem behoben, Gitarre kam wieder (und zwar tatsächlich genau diese und kein Austausch, was ich an der Seriennummer überprüfen konnte).
Die Features
Zu den Mechaniken: Sie drehen sich butterweich und es hat den Anschein, als sei die Übersetzung anders. Als würde man beim Fahrrad vom 3. in den 1. Gang schalten. Ein Vergleich mit meiner alten Höfner zeigt aber, dass der Schein trügt. Eine halbe Drehung des Wirbels bewirkt bei beiden Gitarren die gleiche Verstimmung. Sie lässt sich jedenfalls bestens stimmen und hält die Stimmung.
Die „Ebenholzknöpfe“ fühlen sich richtig klasse an und die goldene Optik passt, wie schon erwähnt gut zur schwarzen Kopfplatte.
Halzstab: Ein weiterer Pluspunkt ist der verbaute Halzstab, mit dessen Hilfe man eine weitere Stellschraube bezüglich der Saitenlage zur Verfügung hat und den man über das Schallloch gut erreichen kann.
Auch der Tonabnehmer gefällt mir ausgesprochen gut. Ich spiele die Gitarre über einen „Hughes & Kettner era 2“. Warmer und natürlicher Klang.
Der Tonabnehmer wird nicht wie üblich über Batterien betrieben, die im Bedarfsfall ausgetauscht werden, sondern über einen eingebauten Akku, welchen man über die Klinkenbuchse läd.
Hmm, hier stellt sich mir eine weitere Frage. Dass die Gitarre einen Tonabnehmer besitzt lässt sich von außen nicht erahnen, da lediglich der Gurtpin mit seiner Klinkenbuchse dieses Detail verrät.
Soll heißen:
Lautstärkeregler? - Nö!
EQ?? - Sowieso nicht!
Akkuladestandsanzeige???? - … nirgends zu sehen. Wie weiß ich wann das Ding geladen ist?
Keine Ahnung.
Ich probier‘s mal unkonventionell:
Augen schließen, in tiefe Meditation gehen und Kontakt mit dem Gerät aufnehmen (hab ja keine Ahnung, was heutzutage alles so möglich ist und verbaut wird – einen Versuch ist es wert).
….
…. Moment …
Plötzlich – Tatsächlich! – ich nehme eine kleine grüne Stimme war:
„eine anzeige für deinen akku du nicht brauchst junger padawan“
?!? Ach, und woher weiß ich, wann das Ding leer ist?
…
„wissen, wann der moment gekommen ist du wirst“
!!! Ja, wenn die Leute im Publikum anfangen komisch zu gucken, weil ich auf der Bühne der Einzige bin, der mich noch hört...
…
Was?
…
„möge der Saft mit dir sein“
Na toll! …
Spaß beiseite. Statt der kleinen grünen Stimme hätte ich mir eine kleine grüne LED an der Gitarre, zumindest aber am Ladegerät gewünscht, damit ich weiß, wann ich das Teil wieder vom Netz nehmen kann.
Fazit:
Die Höfner HM65-Z-CE ist eine sehr gelungene Gitarre, die ich auch nicht mehr missen möchte und die eine gesunde magnetische Sogwirkung auf mich hat, so dass ich sie ständig in die Hand nehmen und spielen muss wenn ich sie stehen sehe.
In der Verarbeitung gibt‘s aufgrund der Anfangsquerelen einen Punktabzug.
Die Ausstattung ist auch noch ausbaufähig.
In dieser Preisklasse habe ich keine andere Höfnergitarre mit einem Tonabnehmer gefunden und der war für mich ein wichtiges Kriterium.
Ich würde die Gitarre wieder kaufen, noch lieber, wenn Höfner die Ausstattung über die oben genannten Punkte erweitern würde.