Üblicherweise mag ich Kompressoren, die durch weniger Regler bereits ihren Job erledigen. Der Scylla bietet da zwar deutlich mehr Möglichkeiten, als mir normalerweise lieb und im Tieftonbereich in der Preisklasse üblich ist, aber ich bin absolut hin und weg von dem Pedal.
Die Funktionsweise kann man in zwei Sektionen teilen: Mit den oberen beiden silbernen Reglern stellt man das Verhältnis zwischen Eingangspegel zu Ausgangspegel ein. Wobei der Rechte (Input) als Gain Regler den Anteil des Kompressorsignals zum Clean Signal mitbestimmt. Ein Feature, das man üblicherweise erst in einer wesentlich höheren Preisklasse findet!
Die unteren kleinen schwarzen Potis bieten dann die üblichen Kompressoroptionen: Ratio (Kompressionsverhältnis), Attack (wie schnell greift der Kompressor ein), Sustain (wie lange wird das Signal komprimiert) und Tone (wenn bei höheren Kompressionen Brillanz verloren geht).
Verarbeitung: Die Verarbeitung ist verblüffend hoch! Das seidenmatt lackierte Gehäuse sieht außergewöhnlich und edel auf dem Board auf. Um noch besser herauszustechen haben die Joyo Pedale recht schicke LED Streifen seitlich am Gehäuse. Diese kann man nach belieben auf der Unterseite einstellen, ob sie immer oder nie leuchten, oder im sync. Modus. Die silbernen Potis sind zwar aus verchromten Kunststoff, bieten aber dennoch einen angenehmen Widerstand beim Drehen. Die schwarzen Potis haben noch einen höheren Widerstand und werden wohl kaum durch Versehen verdreht werden (das passiert bei den silbernen viel zu schneller. Sollte es mich aber je stören, klebe ich einfach Gaffer drüber ... )
Der verbaute Fußschalter ist übrigens extrem angenehm leise und angenehm weich zu "treten". Viel zu gut für ein Pedal das immer an ist.
Sound:
Eigentlich gibt es da nicht viel zu sagen: Es ist ein Kompressor, dessen Aufgabe nur darin besteht das Signal zu komprimieren und nicht einzufärben. Und diese Aufgabe erledigt der Scylla wirklich gut. Durch die Möglichkeit dem cleanen Sound das komprimierte Signal beizumischen hat man eine gigantische Bandbreite an Möglichkeiten ein organisches Mischsignal zu erzeugen. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass die Regler keinerlei gekennzeichnete Skala besitzen. Ich wüsste zumindest bei der Ratio ganz gerne ob ich 1:2, 1:4 oder 1:20 komprimiere, wenn ich das Poti bewege. Andererseits ist es dann doch egal. Letztlich zählt nur das Ohr.
Fazit:
Der Scylla hat bei mir inzwischen andere Kompressoren am Board geschlagen, bzw. verdrängt. Optisch ist er wirklich ein Schmuckstück und die flexible Klangregelung ist für mich zumindest ein Feature, das ich sehr schätze. Der Kompressor färbt den Sound kaum ein, solange man moderate Kompressionsraten verwendet (wie bei jedem anderen Modell auch?!). Eines ist noch wichtig zu sagen: man liest immer wieder Rezensionen das ein Kompressor rauschen würde. Das ist völliger Blödsinn! Ein Kompressor rauscht nicht, aber er gleicht Pegelsignale an. Das heißt, er macht leise Signale lauter und laute Signale leiser. Wenn man ein sehr leises Signal vom Instrument bekommt und auch noch billige Kabel verwendet, braucht man sich nicht über Rauschen beschweren. Sollte also ein starkes Grundrauschen nach einem Kompressor herauskommen, sollte man sich besser Gedanken über die eigene Signalkette machen.