TC Electronic Eyemaster Metal Distortion

Wer das legendäre BOSS HM2 nicht kennt, braucht nur ältere Dismember/Entombed-Aufnahmen anhören: Extreme Buzzsaw-Verzerrung. Der Eyemaster hier ist ein Nachbau dieses Klassikers und klingt entsprechend auch räudig a la klassischer Death-Metal.

Der Vergleich zu einem HM2 ist mir leider nicht möglich. Allerdings habe ich den KMA Wurm als Vergleichsreferenz. Hier zeigen sich schon deutlich Unterschiede. Der Eyemaster hat keine EQ-Regler und beim Gainregler passiert zwischen 20% und 100% kaum noch etwas. Variabel ist das Pedal entsprechend überhaupt nicht. Auch vom Sound wirkt der Eyemaster nicht so breitwandig wie der KMA Wurm, gerade bei den Höhen beschneidet der Eyemaster deutlich mehr. Die Mitten klingen matschig, aber das ist durchaus sogar erwünscht. Der Vergleich zum KMA Wurm ist ohnehin unfair: der Eyemaster kostet einen Bruchteil und ist somit unfassbar günstig und trotzdem top verarbeitet. Wer ernsthaft mit Buzzsaw-Sounds experimentieren will, muss halt einige Euros mehr für ein Boutique-Pedal ausgeben. Spass macht der Eyemaster trotzdem.

Das Eyemaster-Pedal ist eine weitere Interpretation der berühmt-berüchtigten Verzerrung eines aufgerissenen Boss HM-2 und geht entsprechend ans Eingemachte.

Musste man beim Original und anderen Kopien noch den EQ entsprechend einstellen, um die charakteristische Zerre herauszubekommen, ist der EQ beim Eyemaster gewissermaßen "hardwired", sodass das Pedal zu einem One-Trick-Pony werden könnte. Das tut es in meinem Fall auch, der Fairness halber sei aber gesagt, dass das Effektpedal im untersten Gain-Regelbereich als eigenwilliges Overdrive daherkommt. Ab 8-Uhr-Stellung geht es dann aber in Richtung Schweden und ab diesem Punk lässt sich in Verbindung mit der Zerre des Amps eine ganze Reihe HM-2-typischer Sounds einstellen: Entombed, Fleshcrawl, Dismember, aber auch Sachen jenseits der großen Namen sind drin.
Was andere HM-2-Derivate besser können ist das Zusammenspiel mit dem Clean-Kanal, mit dem Eyemaster lässt sich auch bei voll aufgerissenem Gain am Pedal nur ein (eher unansehliches) Overdrive rauskitzeln.

Das Gehäuse aus Aluminium ist robust und gut abgeschirmt, wenn man das Effektgerät nicht auf einschlägige Weise benutzt ist es sogar sehr nebengeräuscharm. An der Unterseite sind außerdem vier Schaumstoffüße aufgeklebt, sodass das Pedal nicht herumrutscht - sehr schön! Lediglich der Fußschalter gefällt mir nicht so recht. Er schaltet buffertypisch leicht und ohne Knacksen, allerdings ist er der erste in meiner Pedalhistorie, der erst beim Loslassen und nicht schon beim Drücken schaltet - das führt immer wieder zu leichten Irritationen.

Fazit: Eine gelungene Interpretation eines Klassikers, die sich auf das Wesentliche beschränkt. Es gibt ein paar kleine Mäkeleien, die aber nur leicht ins Gewicht fallen.