Die markant roten Keyboards der schwedischen Firma Clavia sind von den Bühnen dieser Welt nicht mehr wegzudenken: Überall sind sie im Einsatz! Das muss gute Gründe haben und da fallen einem zunächst hervorragende Sounds, eine hohe Zuverlässigkeit und die praxisorientierte Benutzeroberfläche ein. Für den typischen Live-Keyboarder, der meist nach Pianos, Orgeln und Streichern lechzt, kommen je nach Einsatzgebiet der Nord Electro, Nord Piano/Grand oder Nord Stage in Frage. Ersteren gibt es mittlerweile in Version 6 und mit jeder neuen Runde kamen innovative neue Features hinzu, die ein ohnehin schon tolles Produkt noch besser gemacht haben.
Der Nord Electro legt seit jeher den Fokus auf die Emulation klassischer elektromechanischer und akustischer Instrumente in einem kompakten, stabilen Gehäuse. In Version 6 sind die drei Soundsektionen jetzt wirklich unabhängig voneinander und lassen sich beliebig an- und ausschalten, splitten und layern. Neu sind auch die nahtlosen Übergänge zwischen den Sounds (Seamless Transition), es kommt beim Umschalten von Klängen also zu keinem Abreißen mehr. Die Orgelabteilung (neu: zwei Kirchenorgeln) mit Zugriegeln und Leslie-Simulation ist links, links-mittig folgen die Klaviere und jede Menge E-Pianos/Clavinets, rechts-mittig der Sample-Synthie. Hier stechen vor allem die kultigen Mellotron- und Chamberlin-Sounds hervor, aber auch gängige Klänge sind an Bord. Abgerundet werden die Sounds ganz rechts durch eine Effektsektion und wie am gesamten Gerät gibt es für jeden Parameter einen Regler oder Button.
Der Electro richtet sich vor allem an versierte Keyboarder, die ein Faible für Retro-Instrumente haben. Die B3-Klänge mit der Leslie-Emulation sind einfach eine Wucht und die LED-Drawbars sorgen für die entsprechenden Eingriffsmöglichkeiten. Ebenso wie die Klaviere und E-Pianos/Clavinets setzen sie sich auf der Bühne durch und machen jede Menge Spaß. Der Speicher des Sample-Synthesizers wurde aufgestockt und lässt sich mit Klängen aus der umfangreichen Nord-Sample-Library bestücken. Man muss allerdings beachten, dass es keinen Pitchbend und auch kein Modwheel gibt. Das hätte man bei einer Hammond B3 oder einem originalen Fender Rhodes aber auch vergeblich gesucht!
Die Geschichte der schwedischen Firma Clavia begann in den 1980er-Jahren mit elektronischen Schlagzeugen. Im Jahr 1995 erschien der Nord Lead und legte als einer der ersten virtuell-analogen Synthesizer der Welt den Grundstein für eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Schon damals war das Markenzeichen die rote Farbe, durch die die Instrumente von Clavia weithin sichtbar sind. Bald stellte die Firma nicht mehr nur Synthesizer her, sondern entwickelte mit den Reihen Nord Electro, Nord Stage und Nord Piano Instrumente, die Keyboardern völlig neue Möglichkeiten auf der Bühne und im Studio eröffneten. Neben dem kompromisslos guten Klang und der exzellenten Fertigungsqualität war es von Anfang an auch die einfache, praxisorientierte Bedienung, die Clavia-Instrumente zu bevorzugten Werkzeugen für Live-Keyboarder/innen machte. Inzwischen werden die Instrumente unter der Marke „Nord Keyboards“ vertrieben, werden aber nach wie vor in Schweden von Hand hergestellt.
Den Nord Electro 6 gibt es in verschiedenen Ausführungen: mit einer 61er-/73er-Waterfalltastatur (6 D 61/73) und echten Zugriegeln oder als 6 HP mit 73 Tasten Nord Hammer Action Portable (also einer gewichteten Tastatur mit Hammermechanik) und LED-Drawbars. Waterfall bedeutet, dass es sich um halbgewichtete Tasten ohne die für Klaviere typische kleine „Lippe“ am Tastenende handelt. Waterfalltastaturen erlauben es dem geübten Hammondspieler, typische Glissandi mit dem Handballen, dem Ellenbogen oder dem Fingerrücken einzustreuen, um seine Performance aufzupeppen. In diesem Text behandeln wir jedoch den Nord Electro 6 HP, der mit seiner gewichteten Tastatur eher Keyboarder anspricht, die vom Klavier und nicht von der Orgel kommen.