Das ist schlicht ein hervorragender Monitorlautsprecher. Ich habe die letzten Jahre ausschließlich mit der KH120 A gehört, im analogen Vinyl-Setup im Hörraum; ich bin kein Hobby-Producer. Die KH 120 A hat ihre Stärken in der Trennung einzelner Instrumente und in der räumlichen Positionierung derselben, und hier kommt die Focal auch nicht ganz heran.
Dafür bietet die Focal mächtig Leistungsreserven und eine wunderbar breite Bühne. Der Klang ist nicht ganz so analytisch wie die KH, daher mag es für Hobby-Produzenten, die eine furztrockene Abhöre suchen, nicht zu 100% die richtige Wahl sein. Wer einen aktiven Monitor sucht, mit dem sich auch einfach nur sehr gut Musik hören lässt, der ist bei der Focal hingegen genau richtig. Und sie ist absolut wohnzimmertauglich, sehr schön verarbeitet und bietet eine eigenständige Formensprache, die man sofort wiedererkennt. Löblich auch die klassisch grüne und rote Diodenbeleuchtung vorne – endlich mal kein augenschmerzendes Laserblau wie im Car-HiFi. Insgesamt eine sehr gelungene Produktgestaltung, das ist im Studiobereich ja auch eher selten.
Ich persönlich bin weg vom HiFi-Voodoo, wo jedes Gerät seinen eigenen Klangcharakter präsentieren möchte und mit Studiomonitoren wie der Focal und der KH120 sehr glücklich: Ehrliche Präsentation dessen, was reinkommt, und gleichzeitig eine angenehme Zurückhaltung bei der Analyse desselben, so dass es bei missglückten Produktionen nicht gleich schmerzt. Im Profi-Studio hat die Focal nach meiner Einschätzung daher auch eher nichts verloren. Beim Vergleich zur KH muss man im Blick haben, dass die Neumann 11 L Gehäusevolumen hat, die 65er Alpha Evo hingegen ganze 26 L. Das ist dann schon ein Unterschied.
Schön wären mehr Anpassungsmöglichkeiten an den Raum, gerade bei Class-D-Verstärkung wäre das ja recht einfach realisierbar, gerne auch per App und DSP. Hier finde ich die Rokit 8G5 vorbildlich, allerdings klingt sie wie ein tiefergelegter Golf mit Bassrolle. Da ist bei Focal noch Luft nach oben, denn die beiden vorhandenen Regler bieten keine wirkliche Raumkorrektur. Auch eine Regelung der Lautstärke insgesamt würde ich mal ins Hausaufgabenheft schreiben, denn so wie es ist, lässt sich der Headroom gar nicht anpassen.
Ungeachtet der Abzüge in der Ausstattung darf die 65er dennoch als bestbuy für unter 1T. gelten, wenn es um diese Größenordnung von Monitoren (6-8 Zoll) und die genannten Kriterien geht. Wer sie stellen kann, bekommt mit der 80er dann für einen kleinen Aufpreis ganze 38L Volumen, aber das Teil ist dann auch nochmal klobiger und für die meisten normalen Räume schwer aufstellbar.