Schon länger war ich auf der Suche nach einer Paula. Warum? Zum einen, weil ich den Klang mag, zum anderen weil das Layout mit 2 Volume und 2 Tone Potis eine Fülle an klanglicher Flexibilität bietet, die einem wörtlich in die Hände gelegt werden.
Was einem hier für nur 329 Euro geboten wird, ist unglaublich. Die Verarbeitung ist gut, es gibt auch keine scharfen Kanten und die Bünde (aus Edelstahl auch noch!) sind gut abgerichtet. Poliert sind sie allerdings nicht. Eine optimale Einstellung der Saitenlage war problemlos möglich.
Auch sonst gibt alles ein solides Bild ab: die Elektronikfächer sind mit Graphitlack (oder was auch immer das für ein Zeug ist) abgeschirmt und die Potis sind sauber und ordentlich verlötet.
Stimmstabilität:
Eine SC-550 leidet an denselben konstruktionsbedingten Schwächen, wie das Original, bedingt durch die seitlich abknickende Saitenführung durch den Sattel.
Mit entsprechenden Gleitmitteln an Sattel und Brücke hält das Instrument nun nach dem ersten Saitenwechsel die Stimmung gut.
Zum Sound:
Unverstärkt gespielt hört und fühlt man, wie die Gitarre resoniert. Klingt zwar nicht ganz so wie das Original (wobei ich keins in der Nähe habe, um einen direkten Vergleich anstellen zu können), geht aber in die richtige Richtung.
Verstärkt ist der Sound eher mitten- bis höhenlastig mit etwas weniger Druck von unten. Da bin ich aber von meinen high Output Pickups verwöhnt, die ich sonst so spiele. Hier soll das wohl so sein, denn die Tesla Pickups folgen eher dem vintage P.A.F. Sound.
Hier kommen dann die Tone Potis ins Spiel. Wenn man die Mitte als Normalstellung entdeckt, so dass nicht nur nach unten Luft ist, offenbart sich der dicke, cremige Ton, für den das Original so bekannt ist.
Und wo wir bei den Potis sind: sowohl Volume als auch Tone lassen sich hier feinfühlig regeln. Für den verbreiteten Rat, bei billigen Gitarren müsse man erst einmal die Elektronik austauschen, sehe ich hier absolut keinen Bedarf.
Wer einen moderner abgestimmten Paula-Sound mit mehr Dampf sucht, wird wohl die Pickups austauschen müssen, was ich für mich in der Zukunft auch nicht ausschließe. Das wäre dann aber eher eine Frage der klanglichen Präferenz, als der Qualität, denn die verbauten Tesla Opus-1 machen das, was sie vorgeben, tun und sein zu wollen, recht ordentlich.
Und habe ich schon das Sustain erwähnt? Das Sustaaaaaaaaaaaaaaaain?
Diese Gitarre kann man zum Singen bringen - selbst bis in die höchsten Lagen.
Kommen wir zum einzigen wirklichen Manko:
Der Korpus ist gekammert (chambered), zum Zwecke der Gewichtsreduktion. Das ist zwar schön und gut, aber die Gitarre wird dadurch etwas kopflastig und eine nicht ausbalancierte Gitarre um den Hals kann etwas nervig werden. Längerfristig werde ich das vielleicht mit Ausgleichsgewichten am Gurt lösen, was die Sinnhaftigkeit des Chambering infrage stellt. Die Schwerkraft darf ruhig stärker ziehen. Hauptsache, sie tut das gleichmäßig.
Zu erwähnen wäre auch noch mal, dass die Bünde nicht poliert sind. Bei Bendings schaben die Saiten hörbar an den Bünden entlang. Das ist nicht schön, aber behebbar.
Alles in allem waren das gut angelegte 329 Euro. So viel Gitarre bekommt man wahrscheinlich sonst nirgendwo für dieses Geld. Reicht diese Gitarre an teure Instrumente heran? Das nicht, aber das Original, das 5 mal so viel aufwärts kostet, ist allerdings nicht 5 mal so gut.