7. Griffsysteme
Die Geschichte deutete es schon an. Es gibt heute zwei Klarinettensysteme. Auf dem musikalischen Kampfplatz stehen sich gegenüber: deutsches Systems versus Böhm. Es ist ganz klar, auch die folgende Beschreibung kürt keinen eindeutigen Sieger, sondern zeigt nur Besonderheiten der einzelnen Systeme auf.
Das deutsche System ist im deutschsprachigen Raum verbreiteter als die Böhmklarinette. Klarinettenlehrer sind eher mit dem deutschen System vertraut und empfehlen dies auch weiter. Wer ein Profi-Klarinettist in Deutschland werden will, ist mit einem Deutschen System bestens bedient. Wer sich aber auf den Bühnen der Welt bewegen will, sollte sich Gedanken über ein Böhmsystem machen.
Wichtig zu wissen ist, dass nicht nur der Klang unterschiedlich ist, sondern auch noch die Griffweise. Ein Umlernen ist natürlich möglich, jedoch sind es neben dem leicht differierenden Ansatz auch Griffe, welche umgelernt werden müssen.
Aber woran erkennt ein Spielanfänger ob er vor einem deutschen oder einem französischen System steht. Der erste Blick zeigt es. Das Böhm-System hat statt der Rollen für die kleinen Finger an den langen Klappen einfach Hebel.
Inwieweit Klappenanzahl oder bauliche Merkmale noch den Unterschied der beiden Systeme prägen, erläutert das nachfolgende Kapitel.
Böhmklarinette / Französisches System
Hauptmerkmal der Böhmklarinette ist ihre Klappenanzahl. Der Variantenreichtum ist hier nicht so groß wie bei ihrem deutschen Pendant. Meist hat eine Böhmklarinette 17 Klappen und 6 Ringe oder auch 18 Klappen und 6 Ringe. Leichte Abweichungen sind möglich, jedoch eine aufsteigende Klappenanzahlliste wie beim deutschen System ist hier nicht vorhanden. Der Aufbau der Klappen ermöglicht es dem Spieler schwierige Passagen mit Hilfe von Sondergriffen auch ohne zusätzliche Klappen zu meistern. Grifftechnisch kann die Klarinette mit den Griffen und ihrer Klappenart mit dem Saxophon verglichen werden. Ein späterer Umstieg auf Saxophon ist dann aus Sicht der Griffweise nicht mehr kompliziert.
Deutsches System
Idealerweise steigt die Klappenanzahl einer Klarinette nach Deutschem System mit den Fähigkeiten des Spielers. Gedanklich darf jetzt nicht der Fehler begangen werden, dass jedes Jahr eine Klappe für einen weiteren Finger hinzukommt. Es bedeutet auch nicht, dass die Klarinette eine Art Baukasten ist. Die Hinzunahme neuer Klappen bedeutet gleichzeitig auch den Kauf einer neuen Klarinette. Die Anzahl der Hauptklappen verändert sich nicht. Es kommen jedoch Hilfsklappen, Trillerklappen, Sonderklappen für spezielle Tonverbindungen hinzu. Aber wann ist ein Ende? Klarinetten, welche in Serie gebaut werden, weisen in der Höchstzahl meist 25 Klappen, 5 Ringe, 1 Griffplatte (oder auch 6 Ringe und keine Griffplatte) und 4 Triller auf. Grifflich lehnt sich die deutsche Klarinette an das System der Barock-Blockflöte an. Wer Altblockflöte spielt, kann zum Beispiel einige Griffe auf die Klarinette übertragen. Dies ist besonders im unteren Register zu Beginn der Lernphase hilfreich.
