Dream '65 ist ein Modeling-Verstärker im kompakten Format der UAFX-Pedalserie. Der Untertitel Reverb Amplifier zeigt die Stoßrichtung: Universal Audio emuliert hier die Deluxe-Version eines der beliebtesten US-amerikanischen Röhrenverstärker, den man zweifellos als genreprägende Legende bezeichnen darf. Als Vorlage diente ein Modell aus dem Jahre 1965. Hinzu kommen maßgeschneiderte Boost-Schaltungen, der spezifische Vibrato-Effekt und Federhall sowie eine abgestimmte Lautsprecher-Simulation, die sich zwischen Oxford, Greenback und dem mächtigen 200-Watt-Modell umschalten lässt, das beispielsweise von Stevie Ray Vaughan genutzt wurde. Das stereophon ausgelegte Pedal bietet neben einem Live-Modus, einen Speicherplatz sowie eine App-Steuerung für eine erweiterte Funktionalität.
Sechs Regler und drei Schalter sorgen für schnellen Zugriff und hohe Klangvielfalt inklusive integriertem Federhall. Per Alt-Funktion lässt sich zudem der Vibrato-Effekt konfigurieren. Universal Audio ist für die hohe Qualität bei der Modellierung bekannt. Und tatsächlich liefert Dream '65 ein authentisches Abbild des Originals inklusive überzeugender Dynamik und realistischem Spielgefühl. Zielstellung des Herstellers ist es, Klänge zu liefern, die sich direkt aufnehmen und für die Performance nutzen lassen. Hinter den charakteristischen Klängen stehen teilweise aber auch Modifikationen, etwa von Rivera oder Dumble. So kann man vom Stock-Betrieb mit ergänzendem neutralen Boost in den aufgeräumten Lead-Modus mit mehr Gain wechseln. Mit D-Tex entfernt man, wie einst Stevie Ray Vaughans Techniker, die (virtuelle) Tremolo-Treiberröhre und erreicht damit ebenfalls mehr Gain bis hin zum singenden Soloton.
Universal Audio hat im Dream '65 den Sound des Klassikers ins Kompaktformat portiert. Praktisch für den Live-Einsatz, das Studio und zur Ergänzung realer Verstärker. Das Pedal eignet sich aber nicht nur für Gitarristen, sondern dank Stereoein- und -ausgängen auch für Keyboarder – die Konfiguration wird automatisch über die Buchsenbelegung erkannt. Durch die direkte Steuerbarkeit ist Dream '65 intuitiv bedienbar und bietet neben der aktuellen Reglereinstellung sogar einen ergänzenden Speicherplatz. Weitere Funktionen lassen sich über die kostenfreie App erreichen, mit der Dream '65 per Bluetooth kommuniziert. Hier kann man etwa alternative Konfigurationen für die beiden Fußschalter auswählen, auf eine Historie aller jemals gespeicherter Presets zurückgreifen und Presets von Künstlern und Hersteller laden, die mitunter Möglichkeiten nutzen, die sich am Pedal selbst nicht realisieren lassen.
Wenige Hersteller können aus einer so gewichtigen Audio-Tradition schöpfen: Der UA-Gründungsvater Bill Putnam gilt (zusammen mit seinem Kumpel Les Paul) als richtungsweisender Musikproduzent und Entwickler legendärer analoger Studiotechnik. Putnam hat Chuck Berry, Muddy Waters sowie Sarah Vaughn aufgenommen und war Duke Ellingtons Lieblingstontechniker. Er hat den berühmten 1176 Peak Limiter entwickelt und den Teletronix LA-2A-Level Amplifier vertrieben. Dafür gab es im Jahr 2000 posthum einen „Technical Grammy Award“. 1999 haben Putnams Söhne Bill Putnam Jr. und James Putnam Universal Audio neu gegründet und die analoge Vision ihres Vaters in die digitale Musikwelt transferiert. Der Produktkatalog umfasst Audiointerfaces, DSP-Farmen, eine Vielzahl an Plugins und weiterhin analoge Hardwaregeräte.
Dream '65 bietet sich für den Studio- und Live-Einsatz an, als praktisches Werkzeug für Demoaufnahmen oder Sicherheitsnetz bei Konzerten. Auch lässt sich das Pedal per Vier-Kabel-Methode in Kombination mit realen Verstärkern nutzen, Einschleifweg vorausgesetzt. Gleichzeitig hat Universal Audio darauf geachtet, dass Dream '65 auch mit realen Pedalen harmoniert und sinnvoll in unterschiedlichen Konstellationen eingesetzt werden kann. Die Ausstattung ist mit drei Klangvariationen, den Reglern der Originale, integrierten Mods und Boostern, Vibrato, Federhall und passgenau abgestimmten Lautsprechersimulationen, die auf die Technik der Ox Amp Top Box zurückgreifen und die bei Registrierung um drei weitere abgestimmte Boxensimulationen ergänzt werden, üppig. Hieraus ergibt sich eine praxistaugliche und variable Lösung mit einer Klangqualität, die man angesichts der Größe kaum erwarten würde.
Modelling by Universal Audio
Universal Audio gehört zu den Marktführern bei der Modellierung von Studiotechnik und Effektgeräten. Auch bei der Nachbildung klassischer Röhrenverstärker folgt man dem Schaltungsaufbau der oftmals raren Originale bis hin zu den einzelnen Komponenten mitsamt ihrer spezifischen Werte und Kennlinien. Resultat ist es ein virtuelles Abbild auf digitaler Ebene, das die Klangeigenschaften des Originals mitsamt der möglichen Veränderungen durch die vorhandenen Regler und Schalter in sich trägt. Ergänzend werden hier auch prägende Booster, die zugehörigen charakteristischen Lautsprecher sowie ergänzende Effekte berücksichtigt. Auch wenn man es den Pedalen nicht ansieht: Tatsächlich arbeiten aufgrund des stereophonen Signalwegs intern sogar zwei unabhängige Simulationen. Und natürlich fehlt auch der Master-Regler nicht, um die markante Röhrensättigung bei jedem Pegel erreichen zu können.