6. Digitale Multicores

Wie inzwischen in der übrigen “Welt” auch: Die Digitaltechnik macht auch vor den Multicores nicht Halt. Noch ist die Zahl der angebotenen Systeme überschaubar, aber der “Pfeil” zeigt nach oben.

Das Auffälligste an den digitalen Multicoresystemen ist, dass wir nun keine aufwändig hergestellten und teilweise recht dicken und schweren Multipair-Kabel mehr brauchen, sondern zu fast schon unverschämt dünnen Firewire, Glasfaser oder Ethernetkabeln greifen können.

Außerdem muss hier natürlich mehr Aufwand betrieben werden. Die vorwiegend analogen Signale (Mikrofone, Line-Outs) müssen noch auf der Bühne per A/D-Wandler digitalisiert werden, um mit dem anderen “Ende” auf der Mischpultseite per bestimmtem Übertragungsprotokoll mit der entsprechenden FOH-Box, die wiederum einen D/A-Wandler besitzt, kommunizieren zu können.

Ich möchte hier exemplarisch ein gutes und bezahlbares System von ROLAND aufgreifen:

Das RSS Digital-Snake-System, was es zur Zeit in den 16/8 und 32/8-Versionen gibt.

Stagebox des ROLAND-S-1608
ROLAND Digital-Snake-System 3208
Kabeltrommel mit Cat5e-LAN-Kabel

Hinzu kommt bei diesem System noch eine “S-4000 R” Fernbedienungseinheit, die sich an beiden Boxen (Stage- und FOH-Box) anschließen lässt. Mit dieser Fernbedienung können Vorverstärkung, Phantomspeisung und Dämpfungsschalter je Kanal eingestellt, sowie eine Pegel- und Clipanzeige pro Kanal angezeigt werden. Alternativ kann diese Überwachung auch per PC (Mac oder Windows) über die vorhandene RS-232 Schnittstelle erfolgen.

Außerdem gibt es bei diesem System die Möglichkeit, die ersten beiden Hin-und Rückwege (Kanal 1 & 2) per TOS-Link (optisches S/PDIF) abzugreifen.

Das wirklich interessante ist aber die Übertragung der Signale per REAC-Protokoll (Roland Ethernet Audio Communication). Mittels diesem eigens von ROLAND entwickelten Übertragungsprotokoll können bis zu 40 Kanäle mit 24 bit / 96 kHz übertragen werden! Zusätzlich können per voll duplexfähigen Gigabit-Ethernethubs (1000BASE-TX Unterstützung) auch Mehrkanalmitschnitte gemacht werden.

Allerdings darf bei dieser Konfiguration das Kabel, welches, wie oben gezeigt, ein Cat5e-Standardnetzwerkabel ist, nicht länger als 100m sein, was jedoch für die allermeisten Anwendungsfälle absolut ausreichend sein dürfte.

Die audioelektronischen Werte des Systems sind recht beachtlich:

Die gesamte Dynamik beträgt 110dB, der maximale Einbruch zwischen 20 Hz und 20 kHz 2 dB. Das Übersprechen zwischen den einzelnen Kanälen liegt bei – 80 dB, der Klirrfaktor bei 0,05% bei + 4dBu.

Auch in Sachen Latenz zeigt sich das System vorbildlich:

Roland hält hier sein Versprechen ein, so dass der maximale Latenzwert 1,2 ms nicht überschreitet. Davon träumt so mancher PC-Audiokarten-Besitzer!

Abschließend lässt sich zu digitalen Systemen sagen, dass natürlich Roland hier nicht alleine dasteht und es inzwischen (Messeneuheiten 2009 mit inbegriffen) einige interessante Systeme gibt, die gar per eigens entwickelten Interfaces auf die A/D-D/A-Wandlung verzichten können. Die digitalen Multicore-Systeme sind somit sehr rasch zu einer wirklich lohnenden Alternative geworden!

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