Fragt man in Banjo-Kreisen nach Empfehlungen für erschwingliche aber dennoch gute Open-Back Banjos, wird oft dieses Modell vorgeschlagen. Nach Monaten des Überlegens und Recherchierens habe ich dann Anfang 2021 zugeschlagen und das Banjo bei Thomann bestellt.
Gleich vorweg: Recording King hat Ende 2020 die Optik des OT25-BR etwas überarbeitet, was die momentanen Produktbilder noch nicht reflektieren (zum Zeitpunkt der Bewertung). Das Logo hat nun keinen weißen Hintergrund mehr, sondern ist ein kursiver Perlmut-Schriftzug mit dem Namen des Herstellers. Die Farbe ist jetzt ein durchgehendes dunkles Schokoladen-Braun (Holztextur ist im Licht sichtbar, also nur dunkel gebeizt) und alles ist Satin/Matt, auch die Kopfplatte. Sehr schick, schaut wirklich gut aus.
Zum Banjo selbst: Es kam tatsächlich perfekt eingestellt bei mir an. Das Fell hatte eine gleichmäßige Spannung von 91-92 auf dem "Drum Dial" (ein Gerät, mit dem man die Spannung von Trommelfellen messen kann), was sich nach einigen Tagen auf 90 eingepegelt hat - also quasi perfekt, je nach persönlicher Präferenz. Die Saitenlage war angenehm niedrig und ich musste die Truss Rod nicht anpassen (Werkzeuge dafür und für die Spannhaken kommen zusammen mit dem Banjo). Die Bünde waren alle sauber verarbeitet, und der Finish des Instruments war makellos. Die Stimmwirbel funktionierten ohne Tadel und machen einen wertigen Eindruck. Absolut keine Beanstandungen, selbst nach pingeliger Untersuchung des Instruments. :)
Die Brücke muss man wie bei jedem Banjo selbst installieren. Sie lag separat in einem Beutel bei. Einige Holzfasern hingen noch dran, aber die waren einfach zu entfernen. Es ist eine einfache Brücke, die nicht kompensiert ist. Keine Probleme bei der Installation: den Abstand zwischen Sattel und 12. Bund ausmessen, dann die Brücke in gleicher Entfernung vom 12. Bund auf der Trommel aufstellen. Banjo stimmen, die Noten im 12. Bund testen und die Brücke minimal rumschieben, bis die Intonation stimmt. Die Werkssaiten sind übrigens die d'Addario EJ60, teilte Recording King auf Anfrage mit.
Der wichtigste Punkt zum Schluss: der Ton! Und der ist klasse! Dafür, dass dieses Banjo ohne Tonring kommt, ist es laut und klar. Ein echter Old-Time Sound, der weder zu metallisch grell noch zu matschig ist. Wirklich ein guter Klang, ob man nun leise oder laut spielt. Den Tonring vermisse ich bei diesem Instrument nicht, und an Lautstärke mangelt es beim Spielen zu Hause oder im kleinen Kreis auch nicht. Ich stopfe beim Üben am Abend immer ein Handtuch ins Banjo, da es sonst die Nachbarn stört.
Im Vergleich zu dem Deering Goldtime, das ich vor einigen Jahren mal hatte und das ungefähr das gleiche kostet, bekommt man hier deutlich mehr fürs Geld: Truss Rod, bessere Brackets, aufwändigere Verarbeitung, ein echtes Griffbrett, Frailing Scoop, und bessere Tuner. Das Instrument fühlt sich sehr wertig an und für den Preis (€499) ist es einfach unschlagbar. Ganz klare Kaufempfehlung. Wirklich viel Banjo fürs Geld.
(Einen Koffer sollte man mitbestellen. Der günstige Banjo-Koffer aus der Thomann-Marke passt dazu.)