3. Ursprung

Eine kurze Geschichte Kubas und der afrokubanischen Musik – oder: Warum Fidel Castro der Großvater des Buena Vista Social Clubs ist …

Entdeckt wurde Kuba wahrscheinlich – das ist umstritten – am 27.10.1492 von Kolumbus. Ab dem Anfang des 16. Jahrhunderts nahmen dann die Spanier Kuba in Besitz. Die Land- und Plantagenwirtschaft der neuen Kolonie blühte und gebraucht wurden Arbeitskräfte. Man holte sie aus Afrika.

Vor allem aus zwei Gebieten wurden Menschen als Sklaven nach Kuba verschleppt und mit ihnen ihre heimischen Traditionen, ihre Lebens- und Musikformen: aus dem yorubasprachigen Kulturraum Westafrikas (Nigeria und seine Nachbargebiete) und aus den Kongo/Angola-Kulturen im Westen des zentralafrikanischen Raums. Hierher stammen viele der afrikanischen Elemente in der kubanischen Kultur, besonders im Tanz und in der Musik, die hier wie in Afrika sehr eng zusammengehören. Die afrikanisch geprägte Musik Kubas wird afrokubanische Musik genannt.

Zur Weiterentwicklung und Vermischung der vielen verschiedenen auf Kuba vorkommenden Musikformen tragen auch politische Faktoren bei. Besonders wichtig ist, dass mit der Aufhebung der Sklaverei in Kuba während der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts etwa eine Viertelmillion Menschen ihre Freiheit zurückbekommen. Auf der Suche nach Arbeit ziehen diese ehemaligen Sklaven ohne eigenes Land in die Städte und bringen dorthin auch ihre Musik mit. Fortan entwickelt sich die afrokubanische Folklore gerade hier in den Städten wie Havanna und Santiago de Cuba weiter.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beginnt dann der Einfluss der afrokubanischen Musik auf das Ausland. Musikformen wie die Rumba, der Son, später der Cha-Cha-Cha und der Mambo haben in dieser Zeit großen Erfolg in Nordamerika und Europa. Wichtig ist vor allem die Verbindung des kubanischen Son mit dem nordamerikanischen Jazz.

Durch den zunehmenden Erfolg der afrokubanischen Musik verbreiten sich natürlich auch die in ihr verwendeten typischen Instrumente immer weiter. Die heute bekanntesten und wichtigsten sind wohl:

... die Timbales, Bongos und Congas

Und noch ein zweites Mal wird die Politik wichtig für die afrokubanische Musik. Nach der kubanischen Revolution von 1959 wurde eine staatliche Institution zur Förderung der kubanischen Kultur, zu der natürlich auch die Musik gehört, gegründet: der Nationalrat für Kultur (Consejo National de Cultura). Die Ergebnisse seiner Arbeit sind unter anderem die Einrichtung eines ganzen Systems von Festivals für folkloristische kubanische Musikformen wie Son und Rumba, die Gründung des Musikverlags Editora Nacional de Música und der staatlichen Schallplattenfirma EGREM. Sogar noch der Soundtrack der Gruppe Buena Vista Social Club zum gleichnamigen Film von Wim Wenders wurde hier, in den Musikstudios der EGREM in Havanna, aufgenommen. Deshalb ist Fidel Castro gewissermaßen der Großvater des Buena Vista Social Clubs …

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