10. Das Mundstück und was dazugehört

Das Mundstück hat den größten Einfluss auf den Klang einer Klarinette, als alle anderen Bestandteile. Fortgeschrittene Spieler verwenden meist sogar zwei unterschiedliche Mundstücke. Der beste Weg, ein passendes Mundstück zu finden, ist eine Auswahl verschiedener Modelle auszuprobieren.

So gibt es Unterschiede bei der Bauform und Größe der Bahnöffnung.

Bahnöffnung

Da die Bahn, speziell die Öffnung wichtig ist, sollte noch einmal ein genauerer Blick darauf geworfen werden. Was aber ist die Bahn? Die abfallende Bahn zur Mundstück-Spitze sorgt dafür, dass das Blatt beim Schwingen - selbst beim lautesten Fortissimo - nie das Mundstück komplett verschließt und auch nicht flach auf dem Rand der Bahn aufschlägt und dabei ein schnarrendes Geräusch erzeugt. Zur Charakterisierung der Bahn werden die Werte der Länge und Öffnung kombiniert. Es ist möglich eine bestimme Länge mit verschiedenen Öffnungen zu bekommen. Festgelegt werden beide Werte erst bei der Bezeichnung des Modells.

Jeder Spieler hat, zum Beispiel durch individuelle Kieferstellung eine andere Blastechnik. Das Klangergebnis bei gleichem Blatt und gleichem Mundstück kann daher stark abweichen. Dennoch können ein paar allgemeine Aussagen gemacht werden. Kurze Bahnen ermöglichen im Vergleich zu langen Bahnen kein ausgeprägtes Vibrato. Dafür sind jedoch gerade die oberen Tonregister bei kurzen Bahnen leichter im Ansatz. Eine engere Bahn begrenzt den Dynamikbereich, da die Schwingungsbewegungen des Blattes geringer sind.

Enge und mittelenge Bahnöffnungen mit langer Bahn und härteren Blättern erzielen klanglichen einen konzentrierten Ton, welcher durch klare Intonation und Ansprache auch bei großen Intervallsprüngen überzeugt. Wichtig ist dies für Musiker, welche im symphonischen Bereich spielen. Je offener die Bahn wird, desto voluminöser wird der Ton, aber auch der Hauchklanganteil erhöht sich. Dieser rauchige Klang ist besonders bei Saxophonisten gewünscht und im Jazz auch beliebt. Aber eine zu offene Bahn sollte es auch nicht sein, denn nachteilig bei einer längeren und offeneren Bahn ist auch die schwieriger werdende Intonation. Der Blaswiderstand erhöht sich und bevorzugt wird dann mit leichteren Blättern gespielt.

Material des Mundstücks

Klarinettenmundstücke werden in den unterschiedlichsten Materialvarianten angeboten. Das bekannteste Material ist Kautschuk. Der Fachmann spricht jedoch nicht von einem Kautschuk, sondern vielfach von einem Ebonit-Mundstück. Klanglich umspannt das Material die gesamte Bandbreite der Möglichkeiten, wobei der weiche, leicht ‚hölzerne‘ Klang bei der Klarinette favorisiert wird.

Einige Firmen bieten auch wahre Hingucker aus Kristallglas an. Wer sich jetzt denkt, dass das Mundstück beim ersten Fallen kaputtgehen kann, dem sei versichert, es tut keinem Mundstück – egal aus welchem Material – gut, wenn es fällt. Unglücklich gefallen kann schnell eine Ecke fehlen. Klanglich zeichnen sich die Kristallmundstücke durch einen strahlenden Ton aus, wobei der Ton lauter und etwas durchdringender klingt im Vergleich zum Kautschuk-Mundstück.

Seltener, aber klanglich dem warmen Klang der Klarinette unterstützend sind Mundstücke aus Holz. Bevorzugte Holzarten sind hierbei Grenadill- und Ebenholz.

Die preiswertesten Mundstücke werden aus Kunststoff gefertigt. Tonlich sind sie leider auch nicht das, was sich der Klarinettist wünscht. Der Ton ist besonders in den Höhen sehr scharf, leicht „plastisch“. Aber sie sind besonders pflegeleicht und es ist immer eine Frage, wofür setze ich das Mundstück ein.

Wichtig bei der Frage: Wie wirkt sich das Material auf den Klang der Klarinette aus?, ist der Hinweis, dass viele Faktoren hierfür eine Rolle spielen. Ein und dasselbe Mundstück kann schon bei einem härten oder weicheren Blatt einen neuen Klang erzeugen. Aber darüber auch mehr im Abschnitt über die Blätter.

Blätter

Die eigentliche Tonerzeugung geschieht auf dem Blatt. Es wird gerne auch als Seele bezeichnet. Ein schlechtes oder falsches Blatt kann jede Spielfreude dämmen. Das Blättchen wird aus Pfahlrohr hergestellt, meist in Schilfanbaugebieten in Südfrankreich und Spanien. Blätter werden in unterschiedlichen Stärken angeboten, in einer Skala von 1 bis 5, mit bis zu drei Zwischengrößen, je nach Firma.

Dünnere, von Musikern auch als „weich“ oder „leicht“ bezeichnete Rohrblätter sind bequemer zu spielen und können leichter leise Töne erzeugen, haben aber mitunter eine schlechtere Klangqualität und überblasen leichter. Dickere, von Musikern auch als „hart“ bezeichnete Rohrblätter sind mitunter schwierig zu intonieren, erlauben dafür aber eine größere Lautstärke und vor allem beim solistischen Spiel ein ausdrucksstärkeres Spiel. Dickere Blätter im Ensemblespiel erfordern von den einzelnen Musikern ein höheres Maß an Tonkontrolle.

Die Wahl der Blätter hängt nicht nur von den Spielfähigkeiten, sondern von dem Mundstück ab. Als Grundregel kann gesagt werden: Je größer die Öffnung ist, desto leichter sollten die Blätter werden. Umkehrschluss: je kleiner die Öffnung, desto härter sollte das Blatt sein.

Blattschraube oder Schnur

Ein weiteres Element, der das Triumvirat perfekt macht, ist die Blattschraube. Bei der Befestigung des Blattes am Mundstück gibt es für den Klarinettisten zwei Möglichkeiten. Entweder die bekannte Blattschraube oder eine Schnur.

Die Schnur ist die traditionelle Art, dass Blatt am Mundstück zu befestigen. Mundstück und Blatt werden hierbei von einer Schnur umwickelt. Das Blatt hat so die Möglichkeit optimal zu schwingen. Diese Art der Blattbefestigung benötigt jedoch etwas Übung. Wer mit der Schnur arbeitet, muss sich vor dem Kauf eines neuen Mundstückes klar sein, ob er es auch weiterhin will. Es gibt viele Mundstücke in zwei Ausführungen, einmal für Blattschraube und einmal für Schnur.

Die einfachere und schnellere Methode ist die Befestigung des Blattes mit einer Blattschraube. Auch hier ist die Auswahl fast so umfangreich wie bei den Mundstücken. Es gibt Blattschrauben in Leder, Plastik oder Metall. Die ganz einfache Variante sieht aus wie eine einfache Klammer, die mit zwei Schrauben festgezogen wird, mittlerweile überwiegen jedoch die Blattschrauben mit einer Schraube, welche die einhändige Fixierung von Blatt und Mundstück erleichtert. Aufwendigere Modelle haben eine besondere Auflagefläche für das Blättchen. Mal aus Gummi, mal aus Metall mit verschiedenen Ausformungen. Den Angaben der Hersteller zufolge sind bestimmte Auflageplättchen besonders bei kurzen Tönen, oder besonders bei schnellen Läufen geeignet. Aber auch hier spielen wieder mehrere Faktoren eine Rolle und es gilt: ausprobieren.

Ihre Ansprechpartner