Ich wollte ein Schweizer Taschenmesser, und ich bekam eines. Was da aber kam, war nicht zu erwarten. Kurz: grandios!
Es musste ein analoges Gerät sein. Diese Frage zu diskutieren, ist hier nicht opportun. Nur soviel: man hört bei diesem Gerät die Qualität der Gitarre optimal heraus, man empfindet sie nachgerade.
Der Sound haut mich um. Hätte ich nie erwartet. Natürlich gedenke ich jetzt nicht, meine Röhren-Amps zu verscherbeln. Aber wie dicht das kleine Kästchen ran kommt, ist phantastisch. Und: Sounds, wie den des AC-30 kann ich nicht vergleichen aus Ermangelung eines solchen Amps. Dazu noch über ein 4x12 Cab (habe ich auch nicht) - ich finde es gerade richtig geil. Und das mit einem Taschenmesser! Was meine Amps anbetrifft, kam ich damit dem 78er Champ sehr, sehr nahe. Dass man explizit darauf verzichtete, etwa einen Boogie Mk2 > Crunch nachzubilden zu wollen, spricht in jedem Fall für den Simplifier. Bei dem Typ "USA" beschränkte man sich auf Fender. Besser so. Geht man damit in hohe Gains, fängt es richtig an zu rauchen (mir doch wurscht, brauche ich nicht). Die Fender-Sounds lower gain hauen mich aber um.
Ach, und Marshall mag ich absolut nicht. Klingt für mich da wie dort erbärmlich. Sicherlich Geschmacksache. Kann ich also nicht beurteilen.
Kommen wir zu den Nachteilen des Taschenmessers: die Regelung ist brutal. Das ist einerseits gut so, weil eben die Spektren enorm breit sind, also sehr viel möglich ist. Wie schnell man sich aber die Ohren abschießen kann, wenn man vergisst, vor Änderung der Einstellungen betreff der Vor-/End-Stufe das Master-Volume runterzuregeln, stimmt bedenklich. Warum hat man eigentlich keinen Limiter hinter den Master eingebaut? Ein Kompressor ist ja da, das wäre sicherlich möglich gewesen. Kurz: das Taschenmesser ist sehr, sehr scharf. Einerseits gut, andererseits gefährlich.
Bei einem vorgeschalteten Boost das Gleiche in grün. Das sollte man vergessen, es sei denn "always on". Der Boost macht das Signal am Ende lauter, je nach Grad des Boost. Auch hier wäre möglicherweise ein Limiter am Ende hilfreich, denn das Gerät selbst reagiert in Sachen Sound sehr gut. Was grundsätzlich fehlt, ist die Röhren-Sättigung in Bezug auf Lautstärke - nicht auf Sound.
Und jetzt habe ich ja doch das Gerät in eine Umgebung gestellt, wo es sicherlich nicht wirklich hingehört: auf eine große Bühne. Sorry, die Qualität verleitete mich. Kommen wir zurück zum Taschenmesser: grandios! Es passte bisher in jeden Gitarren-Koffer, den ich testete, es bietet Möglichkeiten bis zum Platzen, es ist scharf und es klingt rattengeil.
Befehl, Rekrut: kaufen!