6. Setup 2: Amp - Cab - Simulation

Möchte man seinen geliebten Röhrenamp aufnehmen, sich aber die aufwendige Mikrofonierung, die Suche nach einem passenden Raum und nahezu allen sonstigen Auf-wand ersparen, dann heißt die Alternative Cab-Simulator. Der Cab-Simulator, auch Speaker-Simulator genannt, wird an den Lautsprecherausgang des Gitarrenverstärkers angeschlossen. Dort simuliert er dann auf digitalem Weg einen mikrofonierten Gitarrenlautsprecher und stellt ein fertiges Signal bereit, das direkt aufgenommen werden kann. Es wird kein Raum für eine laute Gitarrenbox benötigt und man kann sogar komplett leise aufnehmen, zum Beispiel mit Kopfhörer. Außerdem sind die aufgenommenen Sounds jederzeit reproduzierbar, denn bei einem mikrofonierten Cab besteht immer die Gefahr, dass die Position des Mikrofons versehentlich verändert wird. Beim herkömmlichen Aufnehmen bleibt der Sound nur dann völlig identisch, wenn das Setup mit Box und Mikrofon bombenfest stehen bleibt und nicht auf- und abgebaut wird, oder die Position des Mikrofons in jeder Hinsicht hundertprozentig genau markiert wird. Denn wie es in den vorherigen Beispielen zu hören war, wirken sich schon minimale Veränderungen auf den Sound aus. Diese Probleme existieren bei einer Cab-Simulation nicht, denn bei vielen dieser Geräte können Settings gespeichert und wieder aufgerufen werden.

Amp - Cab - Simulation
Amp - Cab - Simulation

Cab-Simulatoren gibt es schon recht lange, wobei die ersten Modelle mit analogen Schaltkreisen und einem mehr oder weniger hochwertigen Equalizer bestückt waren, der gewöhnlich die hohen Frequenzen beschnitt. Ein Gitarrenlautsprecher verfügt über einen sehr eingeschränkten Frequenzgang, der im Durchschnitt von etwa 75 Hz bis 6 kHz reicht. Um diesen Klang zu simulieren, wurden bei den ersten Cab-Simulatoren entsprechend die Höhen über 6 kHz abgeschnitten. Dass diese Methode den Sound eines mikrofonierten Cabs nicht hundertprozentig ersetzen kann, leuchtet ein. Das Ganze änderte sich mit dem Einsatz von Digitaltechnik, die dazu beitrug, dass Lautsprechersimulationen der akustischen Wirklichkeit ein wesentliches Stück näherkommen. Heute werden durch aufwendige digitale Messungen das klangliche Verhalten des Lautsprechers, die Soundveränderung durch das Mikrofon und auch der Klang im Raum analysiert und bei der Wiedergabe reproduziert. Man spricht bei den Ergebnissen der Messungen von Im-pulsantworten (Impulse Responses - abgekürzt IR), die der Cab-Simulation als Grundlage dienen. Manche Hersteller von Cab-Simulatoren arbeiten mit eigens erstellten Im-pulsantworten, bei anderen Herstellern können auch IRs von Fremdanbietern in den Cab-Simulator geladen werden. Marktführer sind die Geräte von Two Notes, zum einen das Flaggschiff Torpedo oder der recht günstige Torpedo Captor X, sowie der Universal Audio OX. Bei diesen Geräten können die Simulationen von diversen Lautsprecherboxen und Mikrofontypen geladen werden, wobei mindestens zwei Mikrofone miteinander kombiniert werden können und auch Raum-Sounds möglich sind. Hier sind vier Beispiele mit dem Marshall Plexi (gleiche Gitarre und Einstellung am Amp wie bei den mikrofonierten Signalen) und einem Universal Audio OX.

Ox Marshall Cab SM-57

OX Marshall Cab MD-421

OX Marshall Cab Neumann

OX Marshall Cab SM-57 und M160

Eines ist bei der Verwendung von Cab-Simulatoren zu beachten: Wer komplett ohne Lautsprecherbox aufnehmen möchte, sollte darauf achten, dass das Gerät einen sogenannten Lastwiderstand (Loadbox Funktion, Dummy Load) besitzt, der die Lautsprecher-box ersetzt und die komplette Leistung des Amps aufnimmt und in Wärme umwandelt. Ein Röhrenamp muss immer mit einer Lautsprecherbox oder einem Lastwiderstand am Lautsprecherausgang betrieben werden, sonst wird der Verstärker bei längerer Benutzung ohne Last beschädigt. Besitzt der Cab-Simulator keinen Lastwiderstand, dann sollte für die Benutzung ohne Lautsprecherbox zusätzlich eine externe Loadbox zwischen Amp und Cab Simulator geschaltet werden. Geeignet dafür sind Power Attenuatoren mit Loadbox-Funktion. In unseren Produktbeschreibungen von Power Attenuatoren findet ihr unter „Weitere Infos“, ob der Attenuator eine Dummy-Load-Funktion hat.

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