Ist die Wippe aus Bob Bradshaws Fingern das satte Preisschild wert - Oder bezahlt man hier hauptsächlich für den guten Namen?
Verglichen mit Wahs in einer ähnlichen Preislage finde ich: Das geht in Ordnung.
Getestet habe ich das MC-404 im direkten Vergleich mit folgenden Wahwah's:
* Ibanez Vintage WH-10
* JB95 (Joe Bonamassa Crybaby)
* G-Lab Woowee-wah
Das JoeBonamassa Wah sieht nicht nur klasse aus - es klingt auch sehr charaktervoll und macht sich für Cleansounds ebenso gut wie für verzerrte Leadsounds. Es bietet tolle Höhen, allerdings fehlt mir nach unten etwas der tiefe Growl - da ist es ziehmlich schwach auf der Brust. Doch das ist ein Manko aller getesteten Pedale - mit Ausnahme meines alten Ibanez! Einstellmöglichkeiten? Fehlanzeige. Die Bedienung ist daher so einfach, wie's nur geht.
Das G-Lab punktet mit flexibleren Einstellmöglichkeiten (von denen einige allerdings nur kaum hörbare Änderungen am Sound bringen) und vor allem mit dem Komfort, es zwischen Switch und Touch-Modus umzuschalten (eine geniale Idee). Auf Wunsch reicht es da also zukünftig aus, den Fuß aufzulegen, um den Wahwah-Sound heraufzubeschwören. Insgesamt ein modernes, effektives und durchdachtes Wah, das für meinen Geschmack aber auch steriler klingt als das JB Crybaby. Der Wah Effekt ist zudem nicht so stark - und um den geht's uns ja schließlich.
Das MC-404 ist wiederum ein charaktervollers Wah - und durch die alternativ wählbaren Faselspulen zudem ähnlich flexibel wie das G-Lab. Auch der zuschaltbare Booster ist eine nette Idee und manchmal nützlich, um dem Signal noch etwas mehr Power zu verpassen. Die auch per Fuß gut erreichbaren Switches machen das Umschalten zwischen den Sounds auch live einigermaßen handelbar. Die Unterschiede zum G-Lab und JB sind jetzt nicht riesig, aber es bietet doch in etwa den charaktervollen Sound eines Crybaby in Verbindung mit etwas mehr Flexibilität, wie beim modernen G-Lab Konzept. Von daher dürfte es manchem den höheren Preis (im Vergleich zum JB) wert sein.
Allerdings: Auch das MC-404 könnte etwas tiefer in den Keller gehen - selbst mit der gelben Faselspule die etwas mehr Bässe und Mitten betont (dafür die Höhen beschneidet), ist das Ergebnis nicht so sehr viel anders als mit der roten Faselspule, die einen klassischen Crybaby Sound fabriziert.
Gebaut sind alle Teile wie Panzer - insbesonders das G-Lab sieht aus, als könnte ein Lkw drüber rauschen ohne das es Schaden nähme; am edelsten sieht aber zweifellols das JB aus. Alle bieten TrueBypass, das JB kann aber alternativ auch gebuffert betrieben werden, was ich eigentlich bevorzuge - keine schlechte Idee.
Dennoch:
Meine Referenz, das 20 Jahre alte Vintage WH-10, zeigt allen drei Jünglingen in puncto Sound mal kurz, wo der Frosch die Locken hat, wenn auch mit etwas mehr Rauschen verbunden. Das Frequenzspektrum des WH-10 ist deutlich größer und sein ausdrucksstarker, per regelbarem Booster akzentuierbarer Wah-Sound stellt die schicken neuen Treter dann doch ziemlich in die Ecke. (Übrigens ist auch das Reissue des WH-10 nur ein Schatten des Originals; letzteres klingt nicht nur deutlich aggressiver und ausdrucksstärker, sondern hat auch einen guten Buffer). Irgendwie ist im Wahwah-Bau kein richtiger Fortschritt erkennbar...
Zurück zum MC-404:
Alles in allem ist das MXR Audio Electronics MC-404 ein robustes und gut klingendes Arbeitstier, ähm, -wah, das leider nicht ganz billig ist und dem ein (vor allem nach unten) noch etwas größeres Frequenzspektrum gut gestanden hätte - wie allen verglichenen Wah's.