Um die Verarbeitungsqualität zu fühlen, hab ich gleich alle Potis, Fader und Druckknöpfe bewegt. Alle Bedienelemente sind nicht zu leichtgängig, man kann damit präzise Einstellung vornehmen. Auch wackelt nichts oder hat Spiel (bis heute unverändert), bis vielleicht auf den Bedienknopf des Effektgeräts, der etwas Spiel hat und pfleglich behandelt werden möchte, sich aber trotzdem präzise bedienen lässt. Alle Buchsen (XLR und Klinke) sind mit dem Gehäuse verschraubt, die Klinkenbuchsen sind sogar aus Metall. Das sind bei entsprechend pfleglicher Behandlung und Aufbewahrung und Transport im passenden Mixer-Case gute Aussichten für eine längere Freundschaft. Man merkt dem Behringer-Mixer auf den ersten Blick nicht an, dass er nur knapp 300 EUR kostet.
Die offensichtlichen Features sind für einen Mixer dieser Preisklasse sehr gut mit 4 AUX-Wegen (2 davon pre/post umschaltbar), 4 Subgruppen (jeweils Mono), Effektgerät mit Mono-Ein- (leider) und Stereo-Ausgang, 8 Kompressoren, insgesamt 10 XLR-Eingängen mit Phantomspeisung (nicht einzeln schaltbar), aufwendige Routing-Funktionen, Insert-Buchsen für die ersten 8 Kanäle und Master-Out, 8 Direct-Outs, Mute-Schalter für jeden Fader bzw. Kanal/Kanalpaar, Übersteuerungsanzeigen für jeden Fader (LED), regelbare Aux-Sends und -Returns (jetzt glaub ich hab ich alles in Kürze aufgezählt).
Wer schon etwas Erfahrung mit funktionsreichen Mischpulten hat, wird sicherlich schnell zurecht kommen mit dem XENYX X2442 USB und alle Knöpfe, Potis und Fader sind gut beschriftet, sodass man sich schnell über deren Funktion orientieren kann. Soweit man sich die ausführliche englische Bedienungsanleitung von der Behringer-Homepage herunterlädt, gibt es auch keine Beschwerden mehr über die beiliegende, billigst gestaltete Kurzanleitung, die tatsächlich vollkommen unübersichtlich und gar nicht hilfreich ist, um einem das Gerät nahe zu bringen.
Zum Testen des Sounds habe ich den Mixer als externen Effekt in meine DAW eingeschleift, um schnell einen direkten Hörvergleich mit und ohne Mixer im Signalweg durchführen zu können. Dabei zeigt sich, dass der Mixer praktisch rauschfrei arbeitet, auch bei höchsten Aussteuerungen (+60 dB) der Mikrofon-Vorverstärker. In absolut neutraler Einstellung aller Bedienelemente (Kompressor, EQ, Effekt) und auf 0 dB ausgepegelt erweist er sich als praktisch klangneutral. Lediglich ein kleines (eher angenehmes) Andicken (evtl. durch die analogen Schaltkreise) ist gegenüber dem trockenen DAW-Signal zu bemerken.
Die EQs packen (bei entsprechender Einstellung) kräftig, aber immer auch musikalisch zu. Die Einsatzfrequenzen der EQs sind gut gewählt bzw. bei den 8 Mono-Kanälen die Mitten sowieso semiparametrisch über einen weiten Frequenzbereich (100 Hz - 8 kHz) einstellbar. Die Kompressoren leisten ohne störende Nebeneffekte ihren Dienst und tun genau das, wozu sie gedacht sind (dynamischer Ausgleich des anliegenden Signals). Dabei ist kein Nachregeln des Gains oder der Fader notwendig, wie bei normalen Kompressoren. Und die Kompressoren erhöhen nicht die Rückkopplungsneigung eines Mikrofons, so wie normale Kompressoren es gerne tun. Das Effektgerät (vorwiegend der Hall) ist kein "Lexicon-Multieffekt" der höheren Preisklasse aber dezent im Hintergrund gut zu ertragen und der Musik dienlich, soweit der Pegel des Effekts geschmackvoll (eher niedrig) eingestellt ist. Die USB-Schnittstelle habe ich nicht getestet, weil ich den Mixer nicht als Recording-Mixer sondern nur für den Live- und Proben-Einsatz gekauft habe.
Dann gibt es aber doch noch ein Manko, das aus meiner Sicht eine Art Mogelpackung darstellt, was die Kanalanzahl betrifft. Die Kanalpaare 9/10 und 11/12 sind nur äußerst eingeschränkt verwendbar, da bei den XLR-Mikrofoneingängen (Mono) der Gain nur bis max. 40 dB aufgedreht werden kann, was dann eigentlich nur noch für leistungsstarke Großmembran-Mikrofone reicht. Und die Klinken-Line-Eingänge (jeweils zwei pro Kanalpaar) können vom Gain her überhaupt nicht geregelt werden, was erstens einen ausreichenden Line-Pegel hinsichtlich der angeschlossenen Tonquelle voraussetzt (direktes Anschließen von Gitarren/Bässen ohne leistungsfähigen Preamp ist unmöglich) und eben auch die Pegelanpassung am Instrument bzw. Preamp selbst gemacht werden muss. Damit ist für meinen Fall die Verwendbarkeit der beiden Kanalpaare erst mal sehr eingeschränkt, da ich es in der Band ausschließlich mit Kleinmembran-Mikros und Gitarren, Bässen und Akkordeon mit eher leistungsschwächeren Tonabnehmern zu tun habe. Das gibt einen Punkt Abzug in den Features und auch in der Gesamtbewertung, da ich die beiden Kanalpaare als Mogelpackung bezeichnen möchte.
Dann hab ich die Tonabnehmer von Kontrabass (Piezo) und Akkordeon (Klemmmikro mit Batteriespeiseteil und Klinkenausgang) an den Klinken-Eingängen von Kanal 1-8 getestet und musste leider feststellen, dass die 40 dB Gain der Klinken-Eingänge für die beiden leisen Tonabnehmer (und damit wohl für alle passiven Tonabnehmer-Systeme, wie E-Gitarren, sowie auch viele ältere A-Gitarren mit Piezo-Pickups) nicht ausreichen, um deren Signale auf 0 dB Signalstärke zu bringen.
Es bleibt mir nichts anderes übrig, als meine 8-fach-DI-Box (DI-800 ebenfalls von Behringer und funktional so durchdacht, dass damit die Schwächen des X2442 vollkommen ausgeglichen werden können) und ein paar zusätzliche XLR-Kabel bzw. das Multicore mitzuschleppen, um die schwachen Tonabnehmer-Signale direkt auf die XLR-Eingänge zu legen und bei Bedarf noch den +20dB-Taster zu drücken. Wenn ich die 8-Kanal-DI-Box nicht schon gehabt hätte, hätte ich den Mixer wahrscheinlich wieder zurückgeschickt, weil ich ihn dann nicht für den gedachten Einsatz in der Band verwenden hätte können.
Ich habe mit dem Behringer-Mixer zahlreiche Proben und Veranstaltung beschallt, bei denen seine klanglichen Qualitäten so richtig zum Wirken kommen konnten. Ich möchte aber davor warnen, den Mixer als Universallösung aufzufassen wegen der oben beschriebenen Minderfunktionen, die gegen den Behringer Mixer als Einzelgerät zur Lösung sämtlicher tontechnischer Probleme sprechen.
Der erste Eindruck der guten Verarbeitungsqualität hat sich nach insgesamt 3 Jahren Betrieb bestätigt. Das liegt aber auch daran, dass ich das passende Case im Bundle gleich mitgekauft habe, in dem der Mischer optimal geschützt ist beim Transport und bei der Lagerung. Inzwischen hab ich den Mixer samt Case verkauft, da ich ihn in letzter Zeit kaum mehr verwenden konnte, weil mir die Kanalanzahl nicht mehr gereicht hat.