8. Which is Best for Me?

Die Wahl des Interfaces sollte vor allem anhand des persönlichen "Pflichtenheftes" stattfinden. Im Idealfall sollte man Schnittstellen, die man nicht braucht, auch nicht (mit)kaufen. Andererseits kann es klug sein, für Erweiterungsmöglichkeiten zu sorgen. Die wichtigsten Kriterien zur Auswahl:

Was will ich anschließen?

Die essentielle Frage. Welche Geräte sind vorhanden, welche sind geplant? Steht in näherer Zukunft eine Aufstockung des Fuhrparks an, sollten Erweiterungsmöglichkeiten eingeplant werden. Über einen (noch) ungenutzten ADAT-Port lassen sich später per zusätzlichem Wandler im Handumdrehen bis zu acht weiteren Analog-I/Os nachrüsten.

Wie arbeite ich?

Nimmt man Spuren vor allem nacheinander auf, reicht ein Interface mit nur wenigen, dafür sehr guten Eingängen. Soll im Proberaum jederzeit mal schnell ein Mitschnitt möglich sein, sollte man auch gleich die Einzelsignale aufnehmen können – also lieber ein Interface mit vielen Eingängen. Soll über einen analogen Mixer abgemischt werden, wird ein Interface mit genügend analogen Ausgängen benötigt.

Wie soll das Audiointerface eingesetzt werden?

Ist man viel unterwegs, führt nichts an einer portablen Lösung mit USB oder Thunderbolt vorbei. Steht der schwere Desktop-Rechner fest im Studio, kann man dagegen die leichten Performancevorteile einer PCI- bzw. PCIe-Lösung nutzen.

Sind weitere Änderungen im Studio geplant?

Ist eine Umstellung von Mac auf PC oder anders herum in Sicht? Bitte nichts kaufen, das auf der Zielplattform keine oder unzureichende Treiberunterstützung bietet. Verlasse Dich nicht auf Herstellerversprechungen, wenn es um zukünftige Treiberunterstützung geht. Kaufe daher nur ein Interface, welches bereits passende Treiber für Dein zukünftiges Setup bietet.

Mitgelieferte Software

Bei vielen günstigen Interfaces liegt eine einfache Aufnahmesoftware bei. Es handelt sich hier in der Regel um stark abgespeckte Versionen von gängigen Recordingprogrammen wie z.B. Cubase, Studio One oder Ableton. Große Sprünge kann man damit nicht machen, es reicht aber für den Einstieg ins Recording ohne weiteres Geld in Software investieren zu müssen. Es ist zu empfehlen sich vorab grob über den Workflow und die Möglichkeiten der mitgelieferten Software zu informieren. Bei professionellen Audiointerfaces liegt i.d.R. keine Aufnahmesoftware bei. Aber auch hier gilt: Wir als Händler oder auch einige Hersteller bieten zu Ihren Interfaces schon umfangreiche Softwarepakete im Bundle an. Vergleiche einfach die Angebote!

Symmetrisch, unsymmetrisch, servo-symmetrisch?

Unsymmetrisch sind alle elektrischen Übertragungen, die mit nur einer Signalader und in Bezug auf Masse/Schirmung stattfinden („Monokabel“). Als symmetrisch wird eine Übertragungsart bezeichnet, die auf einer zweiten Ader das „Spiegelbild“ des eigentlichen Signals überträgt. Auf Empfängerseite wird daraus mit dem Originalsignal die Differenz gebildet und auf diese Weise Störungen eliminiert, die innerhalb der Übertragunsstrecke eingestreut wurden. Servo-symmetrisch bezeichnet Anschlüsse, die automatisch zwischen symmetrischer und unsymmetrischer Signalführung umschalten, es ist also gleich, welches Kabel und welcher Gerätetyp angeschlossen wird.

Was ist Kaskadierung?

Die Möglichkeit, mehrere Audiointerfaces zu „bündeln“ und gemeinsam als ein großes zu benutzen.

Welcher Pegel, –10dBV oder +4dBu?

Hängt letztlich einzig vom angeschlossenen Equipment ab. +4dBu ist "heißer", hat also mehr Pegel und übersteuert als Ausgang einen –10dBV-Eingang (z.B. am Verstärker). Umgekehrt ist ein –10dBV-Ausgang an einem +4dBu-Eingang "zu leise" und man verschenkt Auflösung am Wandler. Viele Interfaces lassen sich zwischen beiden Pegelbezügen umschalten und so an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen.

Was puffert ein Puffer?

Puffer (englisch: Buffer) sind kleinste Zwischenspeicher, die vom Computer zum internen Datenaustausch benutzt werden. Hat z.B. der Sequenzer die Berechnung eines Audiosamples abgeschlossen, wird dieses in einen Puffer geschrieben, der anschließend von der Digitalwandler des Audiointerfaces ausgelesen und dann als Audiosignal ausgegeben wird. Je kleiner ein Puffer ist, desto zeitkritischer wird er, da die Abstände zum Schreiben und Lesen entsprechend kürzer werden. Die Latenz erhöht sich durch Vergrößerung der Puffer und wird niedriger durch kleinere Pufferwerte.

Phantomspeisung

Die Phantomspeisung (üblicherweise 48V) stellt Kondensatormirkofonen die nötige Betriebsspannung zur Verfügung. Da sie im Audiosignal nicht auftaucht, obwohl sie über dasselbe Kabel läuft, wird sie als Phantomspeisung bezeichnet.

Koaxial und/oder optisch?

Koaxialkabel sind auf Hochfrequenz hin optimierte Kabel, deren Signalader in der Mitte eines Trägermaterials verläuft (Antennenkabel sind z.B. koaxial). Optische Kabel benutzen zur Übertragung Licht, das in einer Glasfaser transportiert wird. Beide Kabeltypen werden für digitale Signalübertragungen benutzt. Optische Kabel sind i.d.R. weniger störanfällig, da sie nicht von äußeren elektrischen Feldern beeinflusst werden können.

Klingt es mit 96kHz immer besser?

Jein. Ein guter Wandler bei 44,1kHz klingt besser als ein mittelmäßiger mit 96kHz. Oft übersehen wird auch, dass bei 96kHz wesentlich mehr Daten anfallen – ein Computer, der bei 44,1kHz noch alles meisterte, ist dann schnell vor die Wand gefahren.

Wie wichtig ist die Qualität der Wandler?

Wandler ist nicht gleich Wandler, die Spanne reicht von Rauschkollege bis Goldohr. Ein vollintegrierter Baustein (ein so genannter Codec) auf einer 20€-Soundkarte ist kein Vergleich zu einem hochwertigen Chip, der einzeln schon so viel kostet. Zu beachten ist allerdings, dass es nicht allein am verbauten Wandler liegt, wie gut die Audioeigenschaften einer Soundkarte sind. Sind die analogen Ein- und Ausgangsschaltkreise nicht sauber aufgebaut, sinkt auch die Leistungsfähigkeit der eigentlichen Wandlerchips. Die alleinige Aussage, welchen Wandlertyp die Karte benutzt, sagt damit nicht zwangsläufig etwas über deren tatsächliche Qualitäten aus.

Wie hoch sollte der Rauschabstand sein?

Prinzipiell natürlich so hoch wie möglich. Ein Audiointerface mit 106 dB Rauschabstand (SNR = „Signal-to-Noise Ratio“) rauscht nur halb so viel wie eins mit 100 dB Rauschabstand, und eins mit 112 sogar vier mal weniger. Aber: Der maximale Rauschabstand einer CD liegt bei „nur“ 96 dB. Absolut gesehen, ist daher 100 dB SNR immer noch sehr, sehr rauscharm. Trotzdem ist es sinnvoll, Wandler mit möglichst gutem Rauschabstand zu verwenden, denn in der Popmusik werden Signale ja oft noch stark komprimiert, sodass leises Rauschen nachträglich lauter wird. Außerdem kann man bei sehr guten Rauschwerten bei der Aufnahme getrost ordentlich Headroom lassen – man muss sich keine Gedanken über Verzerrungen machen und erhält dennoch eine super rauscharme Aufnahme. Um den vollen Rauschabstand Ihrer Karte ausnutzen zu können, müssen Sie übrigens mit 24 Bit Auflösung arbeiten, denn mit 16 Bit ist wie gesagt bei 96 dB Schluss.

Technische Werte und Klang

In der heutigen Zeit unterscheidet man beim Kauf eines Interfaces nicht mehr zwischen Homerecording und Gamer oder Streamer. Wir haben mittlerweile Interfaces im Sortiment, die speziell auf das eine abzielen, aber natürlich auch genauso gut für das andere verwendet werden können.

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