2. Wofür benötigt man einen Preamp?

Am Anfang einer typischen Aufnahmekette steht in der Regel das Mikrofon, das Dein Instrument oder Deine Stimme aufnimmt und das Schallereignis in eine elektrische Spannung umwandelt. Mikrofone erzeugen jedoch grundsätzlich nur sehr geringe Signalpegel. Das ist problematisch, denn jeder weitere Signalprozessor in der Übertragungskette fügt dem Signal unweigerlich Rauschen hinzu. Um den Einfluss dieser Rauschquellen möglichst gering zu halten, muss man das Signal so früh wie möglich in der Signalkette verstärken, um einen - für qualitativ hochwertige Aufnahmen - akzeptablen Signal-/Rauschabstand zu gewinnen. Genau das ist die Aufgabe eines Preamps oder auch Mikrofonvorverstärkers. Da es enorm wichtig für die Signalqualität ist, das Signal frühzeitig und in bester Qualität auf ein Pegel-Niveau (Line Level) zu bringen, das für Störeinflüsse wie Einstreuungen und Rauschen unanfällig ist, kommt dem Preamp eine besondere Bedeutung zu. Nach der künstlerischen Performance, der gegebenen Raumakustik und dem Aufnahmemikrofon entscheidet sich hier, mit welcher Qualität das Signal weiterverarbeitet werden kann. Du solltest daher auf die Qualität der Preamps ein besonders Augenmerk legen.

Brauche ich extra ein Gerät?

Nun verfügt doch jedes Mischpult und viele Audiointerfaces bereits über eigene Mikrofonvorstufen. Kann man nicht einfach diese verwenden? Wozu benötige ich dann noch einen externen Preamp oder gar Channelstrip?

Grundsätzlich spricht zunächst nichts dagegen, die Mikrofoneingänge des Kleimixers oder Audiointerfaces zu verwenden. Auch diese erfüllen die oben beschriebene Aufgabe recht ordentlich, ja zum Teil sogar sehr gut. Es gibt dennoch Gründe, einen externen Preamp oder Channelstrip zu verwenden. Da die Preamps in solchen Gerätschaften eben nur einen Teilaspekt darstellen, wird eben bei der Konstruktion auch nicht das Hauptaugenmerk darauf gelegt. Das Schaltungsdesign ist oftmals nur Standard. Das macht sich in erster Linie bei der verfügbaren Verstärkung (Gain) bemerkbar. Solche Mikrofonvorstufen bringen oftmals nicht mehr als 40 bis 50 dB Gain, bei besseren Mischpulten und Audiointerfaces sind es auch bis zu 60 dB. Bei viele Anwendungen stößt man damit jedoch an Grenzen, beispielsweise wenn Du mit einem Bändchenmikrofon aufnehmen willst, oder auch bei allen leisen Instrumenten.

Es gilt Allgemein der Grundsatz, Deine Aufnahme ist nur so gut wie das schwächste Glied in der Aufnahmekette. Wenn Du also hochwertige Mikrofone verwendest, dann sollte der Klangvorteil oder die Klangcharakteristik deines Mikrofons auch mit einem hochwertigen Preamp oder Channelstrip gebührend verstärkt werden.

Ein weiteres Argument für einen externen Preamp können die speziellen Klangeigenschaften sein, die viele solche Preamps mitbringen. Das kann ein generell rauschärmerer, detailreicherer Klang sein, aber auch eine bestimmte Klangfärbung, die manchen dieser Modelle innewohnt. Stichwort Vintage-Sound. In den letzten Jahren ist dies für viele Anwender zum Hauptargument geworden. Und viele Hersteller haben darauf reagiert. Man findet heute wieder viele Preamps, die auf historischem Schaltungsdesigns basieren und die gewünschte Klangästhetik wiederbeleben. Auch Röhrenschaltungen sind wieder in Mode gekommen.

Drittes Argument zugunsten von externen Preamps ist, dass viele Interfaces nur eine begrenzte Anzahl von Mikrofon- oder Instrument- Eingängen bieten. Mit zusätzlichen Preamps kannst Du die Line-Eingänge mit nutzen.

Preamp oder Channelstrip?

SPL 9844 Goldmike (2 Kanal Röhrenpreamp in Class-A Technik)

Avalon VT-737SP (1 Kanal Channelstrip in Class-A Technik)

Bislang haben wir uns nur auf Preamps konzentriert. Nun existieren daneben aber auch noch die sogenannten Channelstrips. Was hat es damit auf sich?

Ein Channelstrip ist eine Kombination aus einer hochwertigen Mikrofonvorstufe und einem Kompressor und/oder Equalizer. Die Grundidee des Channelstrip-Konzepts ist es, sich einen Kanalzug einer großen, hochwertigen Studiokonsole mit nach Hause zu nehmen. So bekommt man für kleines Geld großen Sound, denn schließlich braucht man ja in den seltensten Fällen mehr als ein oder zwei Aufnahmekanäle gleichzeitig. Channelstrips sind dann eine tolle Sache, wenn Du bereits ein "vollständiges" Klangbild in den AD-Wandler schicken möchtest. Das setzt natürlich eine grundsätzliche Idee voraus, wie die Aufnahme am Ende klingen soll. Dazu gehört einige Erfahrung, denn ist der Sound erst einmal auf Band oder Festplatte, lassen sich Kompression und EQ-Einstellungen kaum noch korrigieren. Wenn Du Anhänger dieser Arbeitsweise bist, stellt Dir ein Channelstrip hervorragende Möglichkeiten zur Verfügung.

Wenn Du Dir unsicher über das gewünschte Endergebnis sein solltest, dann nimm das Signal lieber ohne zusätzliche Signalbearbeitung auf. In diesem Fall reicht dann ein Preamp in hoher Qualität aus.

Ihre Ansprechpartner